Bildungsmöglichkeiten im Globalen Süden

  • Bożena Cudak - 09.01.2017 10:34

    Wie ist die Situation im Globalen Süden im Vergleich zu Lernmöglichkeiten in meinem Land.

    Bożena Cudak - 09.01.2017 10:35

    Hier findet ihr den Artikel von Valentina Bagliani, Giulia Violini, LSP Assisi, Italy “Der Weg der Gefahren”.

    Der Weg der Gefahren

    von Valentina Bagliani, Giulia Violin, LSP Assisi/Italy

    Cankuzo, Burundi

    Jeden Morgen muss Ghali eine Stunde zu Fuß zur Schule gehen. Er ist 9 Jahre alt, und er lebt mit seiner Mutter und seinen 3 kleineren Geschwistern. Sein Vater starb bei einem Anschlag, so dass die Situation der Familie viel schwieriger geworden ist.

    Maisha ist 12  Jahre alt. Sie lebt mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester. Sie muss ihrer Mutter helfen. Sie muss auch jeden Morgen in die Schule gehen und sie  braucht 2 Stunden, um dort anzukommen.

    Jeden Tag treffen sich die beiden bei Morgengrauen auf der Brücke Ruvubu; sie müssen beide nach Mwakiro kommen. Sie sprechen nie miteinander, bis Ghali eines Tages unerwartet hinfällt. Am Anfang merkt Maisha das nicht und setzt ihren Weg fort.  Aber als Ghali zu schreien beginnt, dreht sich Maisha sofort um und rennt zu ihm, um ihm zu helfen. Sie sieht, dass er eine Wunde hat, aber es war niemand da, um um Hilfe zu bitten. "Ich bin gestolpert!", aber sie dürfen nicht halten, sie müssen weitergehen. Auf dem Weg zur Schule lernen sie sich kennen. Von diesem Augenblick an werden sie Freunde, und der Weg scheint ihnen weniger gefährlich.

    Jeden Tag riskieren Kinder wie Maisha und Ghali ihr Leben, um die Schule zu erreichen, weil sie keine sichere Straße als Schulweg haben.

    Wir haben diese Geschichte gefunden und gelesen und  auch lange darüber nachgedacht. Wir haben am Morgen oft keine Lust, in unsere schöne Schule zu gehen, auch wenn wir oft von unseren Eltern mit dem Auto begleitet werden.  Hat für uns die Ausbildung an Bedeutung verloren? Was ist passiert? Unsere Behörden sollten einerseits vielleicht an eine neue Schule der Globalisierung, der neuen komplexeren Gesellschaft denken, aber andererseits müssen wir auch über die Wichtigkeit unserer Ausbildung nachdenken: sie ist unsere Zukunft und auch die Zukunft von allen!

    Joanna Koczwara - 10.01.2017 17:43

    Eure Geschichte von Ghali und Maisha hat mich zum Nachdenken bewegt. Ich glaube, dass der leichte Zugang zur Ausbildung verursacht, dass wir das kostenlos erworbene Wissen nicht richtig schätzen. Als Schüler sehen wir die Schule nur als Pflicht. Die ist aber eine große Chance für uns. Und nicht nur für uns, wie ihr bemerkt habt, sondern für die ganze Menschheit und gleichzeitig die ganze Welt. Wir sollten den Mitschülern die Bildungssituation in armen Ländern bewusst machen, damit sie gerne in die Schule kommen und vom Unterricht maximal profitieren. In unserer Schule wird viel darüber gesprochen, dass der Zugang zur Bildung in Ländern des globalen Südens stark begrenzt ist. Viele Kinder gehen nicht zur Schule, weil sich keine in der Nähe befindet oder sie arbeiten müssen. Oft ist das durch Armut verursacht. Ein Paradox: Während es im Globalen Süden zu wenige Schulen und Lehrer gibt, mangelt es in vielen Krakauern Schulen an den Schülern und müssen diese deswegen geschlossen werden. Ähnlich ist mit dem Weg zur Schule. Afrikanische Kinder wie Ghali und Maisha müssen gefährliche und lange Strecke überwinden, während wir bequem und schnell mit der Straßenbahn unsere Schule erreichen können. Gut, dass viele Organisationen sich bemühen, ihnen Hilfe zu leisten, das ist aber nicht genug. Deswegen muss mehr über dieses Problem im Politikerkreis gesprochen werden und durch Staatregierungen mehr unternommen werden. 

    Bożena Cudak - 19.01.2017 09:29
     

    Hier findet ihr den Artikel von Luisa Chiocchetti und Alessia Massimi, LSP  Assisi/Italy „Bildung in Nord-Kivu“.

    Bildung in Nord-Kivu

    by Luisa Chiocchetti and Alessia Massimi, LSP  Assisi/Italy

    Nachdem in Krakau viel darüber diskutiert worden ist, möchten wir unseren kleinen Beitrag über das Thema der Bildung in der Dritten Welt, insbesondere in der Nord-Kivu-Region (Kongo) geben.

    Zuerst wollen wir vergleichen,  was  die italienische Verfassung im Bereich Bildung festlegt, und was bei uns realisiert wurde, mit der Situation der afrikanischen Region. Ein Priester und Missionar, den wir interviewt haben, hat uns viel darüber berichtet. Die italienische Verfassung spricht von Bildung in den Artikeln 30,33,34, wo sie erklärt, dass die Ausbildung für alle Staatsbürger 10 Jahre lang, kostenlos und verpflichtend erfolgen muss, und dass die Eltern  die Pflicht haben, das Recht auf die Ausbildung ihrer Kinder zu gewährleisten. Dieses Recht  wird  auch in die Praxis umgesetzt und effizient realisiert, anders als im Kongo.

    Im Kongo ist die Ausbildung nicht überall kostenlos und nicht immer gewährleistet. Wenn wir von den Dörfern in Nord-Kivu sprechen, ist der Staat abwesend, weil es dort keine Schulen oder Lehrer gibt. Obwohl die erforderliche Gebühr bezahlt ($ 15-20 pro Kopf) wird, haben Kinder nur Gebäude aus Ziegelsteinen, Schlamm und Strohdächern, und Lehrern sind oft inkompetent und ohne die notwendigen Qualifikationen.

    Keine öffentlichen Verkehrsmittel stehen zur Verfügung, so dass Kinder viele Kilometer barfuβ laufen müssen. Trotz dieses Zustandes haben Eltern und Kinder ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zu ihrem Staat, Jeden Morgen vor dem Glockenklang (eine Felge eines Lastwagens wird mit einem Stock geschlagen) wird die Nationalflagge gehisst und die Nationalhymne gesungen.

    Die Eltern möchten all ihren Kindern Bildung ermöglichen. Wegen der hohen Studiengebühren ist der Schulbesuch ab dem Zweitgeborenen meist nicht möglich. Viele Kinder müssen auf die Schule und auf ihre Rechte verzichten; sie haben das Bewusstsein, dass der Staat nicht vorhanden ist.

    Somit ist die Hoffnung auf eine bessere Welt, die für alle gleich ist, nur Zukunft.

     

    Franziska Koch - 27.01.2017 12:15

    Bevor ich diesen Artikel gelesen habe, wusste ich bereits, dass die Bildung im globalen Süden nicht besonders gut ist. Jedoch hat es mich schokiert, dass die Lage so schlecht ist. Jetzt weiß ich es viel mehr zu schätzen, dass es bei mir in jeder Stadt und sogar in jedem Dorf eine Schule gibt. Außerdem finde ich es erschreckend, welche großen Distanzen die Kinder in Nord-Kivu zurücklegen müssen, vor allem dass sie laufen müssen. Es ist schwer sich vorzustellen, dass allein der Weg zur Schule so ein großer Aufwand ist, für mich in Deutschland ist der Weg einfach zurückzulegen und daher habe ich nie daran gedacht, dass dies woanders ein Problem darstellen könnte. Ich glaube, dass der Staat zu wenig Geld hat, um die Bildungsmöglichkeiten auszubauen. Allerdings ist es schwierig ohne gebildete Menschen genug Geld zu beschaffen, um Bildung für alle zu ermöglichen. Es ist ein Teufelskreis. In Deutschland gibt es wie in Italien Gesetze über den Schulbesuch. Auch hier ist es Pflicht, für 9 Jahre die Schule zu besuchen, in Schweden sind es ebenfalls 10 Jahre. In Deutschland und Schweden ist es außerdem auch kostenlos. Vielleicht sehen wir es daher eher als eine Belastung als als eine Bereicherung. Unsere Einstellung gegenüber Bildung ist in Europa anders als im globalen Süden, da die Bedingungen komplett andere sind.

     
    Bengt Ellerbusch - 22.02.2017 16:15

    Seif und Ich (Bengt) haben ein sehr interessantes Interview mit einer Peru-Reisenden geführt. Sie war sehr begeistert von ihrem Aufenthalt dort und hat es uns auch empfohlen an einem ähnlichen Programm teilzunehmen. Sie hat dort als Lehrerin an einer Grundschule gearbeitet und die Schüler auch nachmittags beschäftigt.

    Arbeit an einer Grundschule in Peru 

    ein Interview von Seif Sabra und Bengt Ellerbusch

    Wir haben eine junge Frau interviewt, die vor ihrem Studium ein halbes Jahr in Peru als Lehrerin an einer Grundschule gearbeitet hat, und haben sie nach den Erfahrungen befragt, die sie dort gesammelt hat. Am Anfang des Interviews fragten wir Frau M., warum sie dieses anstrengende und nervenaufreibende Projekt gemacht hat und was ihre Motivation war. Ohne lange nachzudenken, beantwortete sie diese Frage mit der folgenden Aussage: "Ich habe von diesem Projekt durch eine Freundin mitbekommen und sofort interessierte es mich. Ich war schon immer davon begeistert, neue Kulturen kennenzulernen und so eine Reise nach Peru hörte sich sehr abenteuerlich an. Und natürlich wollte ich bei diesem Projekt auch Menschen helfen.“

    Ihre Joberfahrungen dort bezeichnete sie als sehr abwechslungsreich und die Situation als sehr schwierig, da es an ihrem Arbeitsplatz weder fließendes Wasser noch Strom gab. Sie unterrichtete eine erste und zweite Klasse zusammen mit deren Klassenlehrerin und bearbeitete mit den  Kindern Aufgaben. Außerhalb der Schule hat Frau M. noch mit Kindern aus der gesamten Region pädagogisch wertvolle Spiele gespielt, die den Kindern zeigen sollten, wie wichtig Hygiene, Schule und Verantwortung sind.

    Über die generelle Lebenssituation in Peru sagte sie nur, dass der Lebensstandard dort sehr viel geringer ist als in Europa und die Disparitäten zwischen arm und reich sehr groß sind, jedoch sind die Kinder dort sehr verspielt. Die medizinische Versorgung sei auch sehr schlecht. Außerdem wäre sie nicht gern allein durch das Dorf gegangen, da es zu gefährlich gewesen sei.  "Politische Probleme zeigen hier ihre Auswirkungen", stellte die Studentin  fest.

    Alles in allem fand sie das Projekt jedoch sehr bereichernd und würde es auf jeden Fall wieder tun. Sie plädiert dafür, dass mehr Menschen in Europa solchen Projekten ihre Aufmerksamkeit widmen, da die Anstrengungen, die man leiste, um einigen Menschen bzw. Kindern eine bessere Zukunft zu sichern, vergleichsweise gering seien.