Verlust der Wurzeln

  • "Ich glaube, dass es wenig Schlimmeres gibt, als zu wissen, wo man hingehört, aber dort nicht sein zu können."

    ("Herkunft", Sasa Stanisic)

    Was kann zum Verlust der eigenen Wurzeln führen? 

    Maria Fellner - 04.01.2020 @ 09:26

     

    Was kann zum Verlust der eigenen Wurzeln führen?

    von David Hammer und Felix Wolter, VKS Växjö/Schweden

     

    In einer Zeit, in der ständig über die Flucht von Flüchtlingen aus ihrem Heimatland berichtet wird, stellt sich erneut die Frage, ob die Wiederherstellung ihrer Wurzeln wichtig ist oder nicht. Was der Verlust der Herkunft für Menschen in der Zukunft bedeuten und welche Konsequenzen es haben könnte, werden wir in diesem Text analysieren.

    Was als Kultur und Herkunft verstanden werden kann, sind z. B. die einheimischen Sprachen, Traditionen und Lebensstile. Diese sind zweifellos sehr unterschiedlich und abhängig davon, wo man herkommt. Es können kleine Unterschiede sein, wie z.B. ob man Schuhe im Haus trägt oder nicht bis zu kulinarischen Spezialitäten, die typisch für die alte Heimat sind. 

    Durch bewaffnete Konflikte auf der ganzen Welt wird der Verlust der Wurzeln der Menschen verursacht. Ein Flüchtling zu sein bedeutet heute vieles, wobei vielleicht eine der größten Anstrengungen darin besteht, seine Wurzeln aufzugeben. Das Wissen darüber, dass immer mehr ihre Wurzeln aufgeben müssen, solange Konflikte in der Welt existieren, macht uns Sorgen. 

    Die Wurzeln zu verlieren kann etwas sehr Unterschiedliches für Individuen bedeuten. Eine andere Herkunft zu haben als einheimische Menschen in der neuen Umgebung, kann ein Segen und Fluch gleichzeitig sein. Es kann einem ein bestimmtes Zusammengehörigkeitsgefühl verleihen, das zu gewissen sozialen Kontakten mit Menschen führen kann, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben. Es kann aber auch gleichzeitig durchaus eine Distanz zwischen einem selber und den Einheimischen entstehen, da man sich notwendigerweise nicht mit den gleichen Traditionen und Kulturen identifizieren kann. 

    Zu diesem Thema kann man viele gute Bücher in allen Sprachen finden. In Schweden gibt es einen bekannten Schriftsteller - Jonas Hassen Kherimi - der über den Verlust der eigenen Wurzeln auf interessante Weise schreibt. Er glaubt und wir auch, dass es nichts Schlimmeres gibt, als zu wissen, wo man hingehört, dort aber nicht leben zu können …

    Foto: Dominic Nahr

    David Hammer und Felix Wolter - 13.03.2020 @ 11:54

     

    Ein "Verlust der eigenen Wurzeln" ist eine sehr schwierige Erfahrung. Für mich bedeutet ein solcher Verlust, aus welchen Gründen auch immer (Krieg, Wirtschaftsnot etc. im Herkunftsland), in ein fremdes Land zu kommen, die Sprache nicht zu beherrschen, niemanden zu kennen und ganz andere Kultur und Traditionen gewohnt zu sein als die, die im neuen Land herrschen.

    Hannah Daxer - 16.03.2020 @ 13:41

     

    Unsere Wurzeln bezeichnen unsere Identität also die Kultur, die Sprache, die Familie, das Land. Wenn man das verliert, verwirkt man auch einen groβen Teil von sich selbst. Wenn ich an dieses Thema denke, erinnere ich mich das Buch „Die Ausländerin” von Maria Kuncewiczowa. Die Hauptfigur - Rosalie -kommt aus Polen, aber wuchs in Russland auf. Ihre Identität ist gemischt, deshalb ist sie irgendwo dazwischen und hat keinen eigenen Platz in der Welt.

    Monika Cyganik - 30.03.2020 @ 10:34

     

    Es ist schwer für mich zu entscheiden, was schlimmer ist, die Verlust der Wurzeln oder kein Wissen darüber. Die beiden Situationen sind schwer. Im ersten Fall sehnt man sich nach der Heimat, im anderen denkt man ein ganzes Leben an den Ort, woher man kommt. Doch ist eines sicher – in beiden Beispielen fühlt sich der Mensch allein und fremd. So sollten wir uns bemühen, unsere Wurzeln mit allen Kräften zu bewahren, oder versuchen diese wieder zu finden, wenn sie durch Krieg, Flucht oder einfach Migrationsnotwendigkeit in Vergessenheit geraten sind. Wir brauchen unsere Wurzeln als Ausgangsbasis für unser Leben.

    Ich denke, dass der Verlust der eigenen Wurzeln eine starke Belastung darstellt. Es bedeutet ja auch, dass man seine Heimat verliert. Heimat bedeutet (zumindest mir) sehr viel. Es ist ein Ort, an den man immer zurückkommen kann und man sich immer willkommen fühlt.

    Wenn man diesen Teil verliert und sich auch sonst verloren fühlt, dann kann es für viele Menschen ein Problem sein, glücklich zu sein. Ich kenne viele Menschen, denen ihre Heimat sehr wichtig ist, und wenn man diese bzw. seine Wurzeln verliert, dann ist dies für viele schon sehr schwer zu verarbeiten.

    Rebecca Fasching - 16.04.2020 @ 10:27

     

    Hello!

    Der Artikel hat mir sehr gut gefallen und ich kann dem, was darin beschrieben wird, ganz zustimmen. Ihre Buchbesprechung hat meine Aufmerksamkeit erregt, daher werde ich sie wahrscheinlich lesen. Ich halte dies für ein sehr wichtiges Thema in dem, was "Verlust der Grenzen" bedeutet. Vielleicht meine ich auch, den größten Verlust haben die Traditionen, der Lebensstil und die Heimat der Menschen erlitten. Wenn eine Gruppe von Menschen aus ihrer Heimat auswandert, laufen sie Gefahr, nicht integriert zu werden, wohin sie gehen. Gegenseitig würden die beiden ethnischen Gruppen die Bräuche und die Kultur der anderen nicht respektieren, und daher könnte sich die sich ansiedelnde ethnische Gruppe ausgeschlossen fühlen. Wenn sie versuchen, sich anzupassen, aber auf Kosten der Aufgabe ihrer älteren Gewohnheiten, verlieren sie einen Teil ihres Seins vollständig. Alles in allem ist es wichtig, unsere Herkunft zu schätzen und unsere Bräuche für unsere zukünftigen Kinder zu bewahren.

    Fruzsina Leéb - 29.05.2020 @ 08:37