Fremdsein im eigenen Land

  •  „Ich werde nie ganz Jude oder Moslem sein, niemals ganz Palästinenser oder Israeli. Weil du mich angenommen hast, bin ich zufrieden damit, einfach ein Mensch zu sein.“

    („Mornings in Jenin“, S. Abulhawa)

    Wann kann man sich fremd im eigenen Land fühlen? 

    Maria Fellner - 03.01.2020 @ 20:21

     

    Fremdsein im eigenen Land

    by Fruzsina Leéb, Levente Tóth, DNG Budapest/Ungarn

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    Das Zitat wurde von Susan Abulhawa, einer palästinisch-amerikanischen Autorin, gesagt. Ihre Familie stammt aus Jerusalem, aber sie ist im Ausland geboren und konnte wegen des Kriegs nicht in ihrer Heimat leben, deshalb macht sie sich unserer Meinung nach solche Gedanken. Wir haben nach ähnlichen Beispielen gesucht, warum Menschen sich in ihrem eigenen Land fremd fühlen. Wir können fast die gleiche Situation bei den Türken, die in Deutschland leben, beobachten. Sie wurden von dem Staat „eingeladen“, wegen des Bedarfs an Arbeitskräften. Für sie war das Land natürlich fremd, obwohl sie Rechte bekommen haben. Der Grund dafür war natürlich die Gesellschaft, die diese Situation schwer akzeptieren konnte. Wir haben aber an eine andere Schicht gedacht, nämlich ihre Kinder, Enkelkinder, also die zweite oder dritte Generation. Sie sind schon in Deutschland geboren, deshalb können sie sich leichter in die Gesellschaft einfügen. Auf sie wirkt aber ein starker Druck von ihren Eltern, der sich meistens auf die Kultur bezieht. Auf diese Kultur treffen sie in ihrer Altersgruppe sehr selten. Dieser Unterschied gilt als ein Grund, warum sie sich fremd fühlen können. Wir möchten auch ein Beispiel aus unserem Land nennen. Als wir das Thema gehört haben, ist uns erstmal der Friedensvertrag zu Trianon, mit dem der Erste Weltkrieg abgeschlossen wurde, eingefallen. Dieser Vertrag legte unter anderem die neuen Grenzen von Ungarn fest. Ca. ein Fünftel der ungarischen Bevölkerung befand sich nach dem Friedensvertrag außerhalb der Grenzen von Ungarn als Bürger eines anderen Landes. Es ist traurig und schrecklich zu denken, dass Menschen, die außerhalb ihres eigenen Landes gefangen waren, nicht in der Lage waren, so viele Schläge zu überstehen. Einige wurden wegen ihrer Abstammung getötet, gefoltert, zur Arbeit gezwungen und ihr Hab und Gut wurde weggenommen. Ungarische Jugendliche durften ihre Muttersprache nicht verwenden und mussten gegen ihren Willen in die Armee eintreten. Es ist vollkommen verständlich, dass sich diese Menschen wie Fremde fühlten.

    Fruzsina Leéb, Levente Tóth - 16.03.2020 @ 21:21

     

     

    Euer Beispiel der Türken in Deutschland ist meiner Meinung nach sehr treffend. In Polen haben wir eine ähnliche Situation mit den Ukrainern. Sie fühlen sich fremd im eigenen Land, wegen des Krieges und ständiger Unruhen. Also flüchten sie aus der Ukraine und suchen das normale Leben im Ausland. Die Ukraine ist jetzt nicht nur ein armes sondern auch ein gefährliches Land und die Leute sehen eine bessere Lebensperspektive im Nachbarland Polen. Ihr habt die im Ausland geborene Susan Abulhawa erwähnt. Der Krieg ist der hauptsächliche Grund, warum die Leute sich fremd im eigenen Land fühlen. Viele polnische Dichter, wie Adam Mickiewicz, oder später im 21. Jahrhundert Czeslaw Milosz wanderten aus wegen der Kriegsgefangenschaft oder des Krieges und der Zensur. Sie wollten frei sein und ohne Einschränkungen schaffen. Während des 2. Weltkrieges liefen viele Zivilisten aus Europa weg, weil sie hier in der totalen Überwachung und Angst lebten. Auch wenn die Regierung „schlimm“ ist, fühlen sich manche Menschen belogen und können kaum glauben, dass jemand von ihrer Heimat solche Lügengeschichten erzählt. Sie fühlen sich fremd, weil sie nicht wissen, was wahr ist. Die Liebe kann auch ein Fremdgefühl einführen. Ein gutes Beispiel wird in "Dem kleinen Prinz" geschildert. Der kleine Prinz lief von seiner eigenen Planet weg, weil die Rose, die er liebte, eitel war. Er suchte nach einer Lösung, was er machen könnte. Als er diese gefunden hat, fühlte er sich glücklich und ist zurückgekommen. 

    Jeder Mensch, der sich fremd im eigenen Land fühlt, sollte nach der Antwort suchen, warum es so ist, und dann die entsprechende Gegenwirkung in das eigene Leben einführen. Nur auf diese Weise könnte er seine Probleme lösen und sich nicht mehr fremd fühlen. 

    Magdalena Rybarczyk - 29.03.2020 @ 12:52

     

    Ich finde der Artikel ist sehr passend zu dem Thema und es wurden einige gute Beispiele genannt, wo sich auch Menschen in unseren Ländern nicht zu Hause fühlen. Es gibt oft verschiedene Gründe, wieso man fremd im eigenen Land ist, jedoch vermute ich, ist es meist schwierig herauszufinden, was konkret das Problem ist und manchmal ist es sogar noch schwieriger dieses dann zu lösen. Meiner Meinung nach wäre es naheliegend, wenn sich einige Menschen nicht zuhause fühlen, weil sie von anderen wegen ihrer Religion oder ihrer Hautfarbe anders behandeln werden. Jetzt ist es zum Glück wenigstens so, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben, jedoch werden sie auch heute noch manchmal von der Gesellschaft nicht so akzeptiert, wie sie sind, da sie eine andere Herkunft haben. Meiner Meinung nach ist das aber gerade wichtig, dass die Menschen, die neu in ein Land gekommen sind, unterstützt werden. So können sie sich besser zurechtfinden und wenn nötig auch die Sprache besser und schneller lernen. Jeder wäre froh wenn man etwas Hilfe bei einem Neuanfang in einem neuem Land bekommt. In Amerika sind beispielsweise die Dunkelhäutigen auch nach ihrer Befreiung als Sklaven nicht gleichwertig behandelt worden wie die Hellhäutigen. Es hat viele Jahre gedauert bis diese Ungerechtigkeit aus der Welt geschaffen wurde. Sie wohnten genauso wie alle andern in Amerika, doch sie wurden nicht wie ein Teil davon behandelt.

    In dem Buch "Hesmats Flucht" von Wolfgang Böhmer geht es um einen Jungen, der allein in ein fremdes Land muss, unter anderem, weil er sich in seinem Land wegen einiger Schicksalsschläge nicht mehr zu Hause fühlt.

    Jeder benötigt manchmal Hilfe und deshalb sollten wir andere, die gerade eine schwere Zeit haben, unterstützen.

    Sandra Juffinger - 30.04.2020 @ 23:36

     

    Ich schließe mich dem Kommentar von Sandra an. Ich finde den Artikel sehr gut und kann die aufgezählten Beispiele nachvollziehen. 

    Auch ich erlebe im Alltag Situationen, die ich dem zuordnen würde. Gerade in der Schule, wo mittlerweile viele verschiedene Kulturen aufeinander treffen, sieht man bestimmte Unterschiede einfach. Ob es die Sprache, Religion oder Hautfarbe ist, die jemanden anders macht, diese Menschen fühlen sich manchmal einfach fremd. Dieses Gefühl stelle ich mir nicht sehr schön vor. Jeder von uns kennt es, wenn man einmal wo nicht dazugehört. Aber sich zu fühlen als wär man in dem Land, in dem man geboren oder aufgewachsen ist, fremd, das kann wehtun. 

    Deshalb ist es wichtig, zusammen zu halten! Auf die Unterschiede kommt es nämlich nicht an, viel eher auf die Gemeinsamkeiten. Wir sind alle Menschen und wollen uns einfach irgendwie zu Hause fühlen können.

    Emily Simmer - 04.05.2020 @ 14:23

     

    Fremdsein im eigenen Land

    Wenn ich an diesen Satz denke: Fremdsein im eigenen Land, dann kommen mir die Juden in den Sinn. Die Roma und mehr noch die Juden wurden durch Tradition und Lebensweise als die klassischen Fremden im eigenen Land angesehen und behandelt. Die Geschichte beider Gruppen ist von Verfolgungen geprägt, die bei den Juden schon seit dem 13. Jahrhundert so regelmäßig auftauchen. Die mörderischen Verfolgungen richten sich gegen die Fremden, aber nicht als Unbekannte, sondern als Menschen, die das Eigene bedrohen. Meine Meinung ist, dass dieses Problem, Fremdsein im eigenen Land, auf der ganzen Welt präsent ist.

    Iza Palkovics - 01.06.2020 @ 12:59

     

    Ich finde euren Artikel sehr interessant und kann mich den bisherigen Kommentaren nur anschließen. Es ist oft nicht leicht, sich in eine Gesellschaft einzufügen, wenn man erst in zweiter oder dritter Generation in einem Land lebt. Gegenüber den Menschen, die dort seit vielen Generationen leben, wird man Unterschiede feststellen. Doch genau diese Unterschiede machen unsere Gesellschaft so vielfältig und interessant. Wäre jeder gleich, wäre es schließlich auch langweilig. Die Menschen, die aus einer anderen Kultur stammen, haben oft viel zu erzählen. Man sollte ihnen den Aufenthalt in einer neuen Heimat also nicht zusätzlich erschweren, sondern ihnen besser zuhören und versuchen sie zu verstehen. Schließlich möchte niemand sich in seinem Zuhause, sei es nun neu oder alt, fremd fühlen.

    Johanna Holaubek - 13.09.2020 @ 22:10

     

    Hallo Fruszina und Levente. Euer Kommentar hat mich wirklich sehr bewegt!

    Die Situation der Türken in Deutschland, kannte ich ja bereits, da ich selbst in Deutschland lebe, aber von der Geschichte der Ungaren habe ich vorher leider noch nie gehört. Es ist wirklich schrecklich, dass so vielen Menschen ihr eigenes Land weggenommen wurde, und sie sich dann in einem neuen Land, und damit in einer neuen Gesellschaft zurecht finden mussten. Diese Gesellschaft war, wie Ihr in eurem Artikel beschrieben habt, zusätzlich nicht sehr willkommend gegenüber den Ungaren. Ich kann mir selbst nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, so fremd in einem Land zu sein. Vor allem sind die Ungaren nicht einmal freiwillig in dieser Situation, was es für alle wohl noch schwerer machte. Ich hoffe, dass sich die Menschen trotz der schwierigen Verhältnisse nach gewisser Zeit in ihrem neuen Land einleben konnten und sich irgendwann nicht mehr "fremd im eigenen Land" fühlten!

    Sofie Glauß - 28.10.2020 @ 16:20