"Man darf sich nicht umdrehen wenn man weggeht, seine Heimat verlässt, einen entscheidenden Schritt nach vorne macht, man muss bereit sein, alles zu akzeptieren, was kommt."
(„Tauben fliegen auf“, Melinda Nadj Abonji)
Ist es leicht, sich in einem neuen Land/in einer neuen Realität zurechtzufinden?
Maria Fellner - 03.01.2020 @ 21:52
Fremdsein im neuen Land
by Seraina Schwyter, VKS Växjö/Sweden
Fremdsein bedeutet einerseits, dass du als Person für die Gesellschaft unbekannt bist, für dich selber bedeutet es hingegen, dass die Gesellschaft und der Lebensstil im neuen Land fremd sind.
Der Umzug in ein neues Land bringt viele verschiedene positive wie auch negative Konsequenzen mit sich. Jedoch kann ein Umzug verschiedene Gründe haben, gewisse werden zu einem Umzug gezwungen, andere wählen die Veränderung selber. Dies kann die Einstellung zum neuen Leben in einem anderen Land stark beeinflussen. Doch meistens spielen die Gefühle, Freude und Trauer eine große Rolle. Es spielt auch eine Rolle, wie alt man bei einem Umzug ist oder ob man alleine kommt oder die Familie mit umzieht.
Im Buch Tauben fliegen auf von Melinda Nadj Abonji ist genau dieses Thema wichtig. Die serbische Familie Kocsis wandert in die Schweiz aus und baut da ihr eigenes Geschäft auf. Die Geschichte handelt darüber, wie schwierig es für die Familie war und speziell wie es für die Töchter Ildikó und Nomi war. Das Buch nimmt auch das Thema auf, wie es ist, wenn ein Teil der Verwandtschaft noch im Heimatland lebt und wie schlimm das sein kann, wenn das Leben in diesem Land schwierig ist, zum Beispiel wegen Krieg. Das Buch ist sehr spannend geschrieben und wirklich lesenswert.
Nach einem Umzug wird einem auch erst später bewusst, was am alten Wohnort wirklich wichtig war. Zum Beispiel können Freunde und Familie plötzlich einem viel wichtiger werden und die Entfernung zu ihnen kann ein Gefühl von Heimweh auslösen. Auch viele Traditionen und alte Gewohnheiten können im neuen Land fehlen, welche im alten Land unbewusst Sicherheit und Geborgenheit gaben und den Alltag strukturierten. Auch das Essen und speziell die vielen bekannten Düfte tragen dazu bei, dass man sich zu Hause fühlen kann. Genau diese kleinen Dinge führen dazu, dass man sich fremd fühlen kann in dem neuen Land.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie es ist, in ein anderes Land zu ziehen und was der Umzug alles mit sich bringen kann. Man merkt erst später, wie wichtig die kleinen Dinge in der alten Heimat waren und wie vieles nach dem Umzug eigentlich fehlt. Wie auch alles im Leben, gibt es viele positive und negative Seiten mit einem Umzug in ein anderes Land aber man lernt viele neue Dinge dazu, trifft auf viele neue Menschen, schließt neue Freundschaften, testet und lernt neues Essen kennen, trifft auf neue Traditionen und Feiern und sieht einen anderen Teil der Welt. Am Wichtigsten jedoch ist für mich, dass man als Mensch mit all diesen neuen Erfahrungen wächst.
Seraina Schwyter - 13.03.2020
Was für eine interessante Aussage zu diesem Thema! Ich stimme zu, dass die Gründe, warum man ins Ausland umzieht und die Gefühle, die uns begleiten, beim Umzug wahrscheinlich die wichtigste Rolle spielen. Das Beispiel, das du genannt hast „Tauben fliegen auf“ illustriert die schlechte, aber auch mögliche Seite von solcher Veränderung. Ich versuchte ein positives Beispiel dafür zu finden. „Ein Buchladen zum Verlieben“ von Katarina Bivald erzählt über Sara und ihr Abenteuer, als sie aus Schweden nach Amerika kommt und sich so fremd wie nirgendwo anders fühlt. Die Einheimischen scheinen feindlich, total fremd und von ihrer Anwesenheit nicht begeistert zu sein. Aber sie findet einen Weg zu diesen. Und das sind die Bücher. Im Laufe der Zeit wird Sara für sie alle so wichtig und vertraut, dass sie alles, was sie können, machen, um sie bei sich anzuhalten. Das ist auch wirklich ein empfehlenswertes Buch, wenn jemand versucht, sich nicht so fremd im neuen Land zu fühlen oder ein bisschen Optimismus und Glaube daran, dass die Träume sich erfüllen, braucht.
Gabrysia Siodłak - 31.03.2020 @ 11:59
Ich habe nicht „Tauben fliegen auf“ von Melinda Nadj Abonji gelesen, aber ich stimme mit dem Zitat überein. Wenn man gewisse Schritte unternimmt, muss man die Schwierigkeiten akzeptieren. Man kann nicht zurückziehen. Die Veränderung der Umgebung, so wie das im Artikel und im Kommentar vorgestellt wurde, hat Vorteile und Nachteile. Man kann den Wechsel bereuen oder nicht. Alles hängt von unserer Haltung und von unseren Erwartungen ab. Ich bin der Meinung, dass jede Sache uns etwas beibringen kann, wodurch wir besser werden können. Die Umzüge, besonders im Fall der Auswanderung, sind schwierig. Wir verlassen alles, woran wir gewöhnt sind und müssen darauf, was kommt, vorbereitet sein. Am Anfang können wir uns unwohl fühlen, aber das ist normal, wir sind fremd und total allein in der Gesellschaft und alles ist für uns neu. Jedoch im Laufe der Zeit lernen wir die neue Umwelt kennen und die Leute fangen an, weniger fremd zu sein. Ich bin nie umgezogen, also habe ich keine persönliche Erfahrung, aber ich habe ein Buch gelesen, in dem das Bild des Übergangs dargestellt wurde. Das Buch heißt „Anne auf Green Gables“ und wurde von Lucy Maud Montgomery geschrieben. Ein kleines Mädchen, Annie, das kein Haus hatte, kommt in ein kleines Städtchen Avonlea. Zuerst wird das Mädchen von den Bewohnern wegen ihrer Vorstellungskraft und der Nichteinhaltung der Regeln nicht akzeptiert. Mit der Zeit beginnt eine Gruppe von Menschen zu bemerken, wie bewundernswert sie ist und diese fangen an ihren Charakter zu würdigen. Es stimmt, dass nicht alle Leute Annie mögen, aber das ist nicht so wichtig, wenn sie so viele Freunde, die immer dabei sind, hat. Ich wünsche allen Leuten, die auswandern müssen, sich wie Annie einleben zu können.
Julia Zych - 16.04.2020 @ 16:36
Ich bin sicher, dass der Umzug in ein neues Land eine große Herausforderung ist. Der Wechsel der Gesellschaft, der Umgebung und des Lebensstils muss für alle schwer sein. Wenn man sich schon an die Leute oder den Wohnort gewöhnt hat, will man das nicht wechseln.
Meiner Meinung nach, hat der Umzug für die Jugendlichen nur negative Aspekte. Für Teenager sind zwischenmenschliche Beziehungen sehr wichtig, und ihre Freunde sind für sie wie die Familie. Die Auswanderung in ein neues Land, das Verlassen der Freunde müssen für sie total schmerzhaft sein. Neue Schule, neue Leute, Einsamkeit sind sehr stressig und peinlich, besonders für die Kinder. Andererseits sind diese Emotionen eine sehr wichtige Erfahrung, die jemanden stärker machen kann.
So wie Seraina meine ich, dass man sich erst in der neuen Umgebung nach den kleinen Dingen, die in der alten Heimat geblieben sind, wie z.B. nach dem Essen, nach Feiern und nach Traditionen, sehnt. Ich stimme auch damit überein, dass man neue Dinge in dem neuen Land kennen lernen soll.
Ich will euch Bücher von Beata Pawlikowska empfehlen. Sie ist eine bekannte polnische Journalistin und Reisende. Pawlikowska hat viele Reisebücher über fremde Zivilisationen geschrieben z.B. „Die Blonde in der verlorenen Welt“. Sie beschreibt verschiedene Kulturen und exotische Länder aus ihrer Perspektive als Europäerin.
Die Reisen können in unserem Leben eine wertvolle Erfahrung sein, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass meine Familie jetzt für immer in ein neues Land umzieht und ich alles verlassen muss.
Szymon Taźbirek - 17.04.2020 @ 18:07
Mir hat dein Artikel sehr gut gefallen und ich kann dir in vielen Punkten zustimmen. Für mich sind die Lebensumstände, in denen man früher gelebt hat ausschlaggebend für das Gefühl, mit dem man in die neue Heimat geht. So empfindet ein Mensch, der gezwungen ist aus seiner Heimat zu fliehen, einen "Umzug" sicher anders, als jemand der bisher in Sicherheit gelebt hat. Jene Menschen, die fliehen mussten, vermissen ihre Heimat sicherlich auch, allerdings denke ich, dass sie froh sind um die Chance in einem sicheren Land zu leben. Die Option zurückzugehen besteht nicht und so bleibt einem nichts anderes übrig als sich in der neuen Gesellschaft einzufinden. Währenddessen werden Menschen, die freiwillig eine neue Heimat suchen, sicher oft an ihrer Entscheidung zweifeln. Ich denke um sich fremd zu fühlen reicht ein Umzug in eine andere Satdt oder Gemeinde auch wenn die Kultur, das Essen und die Sprache gleich sind, fühlt man sich alleine, weil es die Menschen sind, die unseren Wohnort zu unserem Zuhause machen. Würde man mit all seinen Freunden, Verwandten und Bekannten umziehen, fiele einem dies sicherlich leichter.
Annalena Sieberer - 30.04.2020 @ 11:01
Liebe Seraina,
Ich habe deinen Artikel, der mich sehr beeindruckt hat, gelesen. Das Gefühl, in ein fremdes Land zu ziehen, habe ich an meinem eigenen Leib (noch) nicht erfahren. Trotzdem kenne ich Leute, die an deiner Stelle sind, denen der Umzug große Schwierigkeiten bereitet hat. Unter diesen Schwierigkeiten sind die neue Kultur (neue Feste), neue Leute um sich herum, neue Umgebung gemeint. Nicht zu vergessen ist, dass man sich sehr anpassen will, aber die Umgebung kann dich auch daran hindern. Obwohl viele Menschen über eine gute Anpassungsfähigkeit verfügen, begegnet man Leuten, die scheu sind und sich nie wirklich anpassen können. Aus diesem Grund habe ich mir schon mehrmals überlegt, ob ich eine ausländische Universität besuchen möchte, weil es für mich auch schwierig wäre, überall einen guten Eindruck zu machen. Es kann auch vorkommen, dass man ausgegrenzt wird, und niemand will mit ihm befreundet sein. Die Lösung könnte sein, dass man denjenigen, die einen Umzug erleben, dort hilft, wo es nötig ist. Wie zum Beispiel, sein Heimweh zu vergessen, und ihm eine angenehme neue Heimat zu sichern.
Hanna Robitschek - 24.05.2020 @ 20:59