"'Wenn man wegläuft', sagt er heiser, 'dann bleibt immer ein bisschen von einem zurück. Von mir ist so viel in Aleppo geblieben, dass ich Angst hatte, ich könnte nicht weitermachen, denn Aleppo ... Aleppo war einmal für mich. Aber ich, ich bin. Und ich darf nicht immer nur weglaufen. Sonst ist bald nichts mehr von mir übrig. Ich hätte gern ... ich brauche etwas von mir zurück.'
("Es war einmal in Aleppo", Jennifer Benkau)
Was sind Lebensfreude und Leid für die Leute in fernen Ländern?
Maria Fellner - 03.01.2020 @ 20:25
Fremdes bleibt nicht fremd
von Madeleine Sophie Rößler, BG-BRG Kufstein/Austria
Angst. Freude. Es sind Emotionen, die sich schwer definieren lassen. Jeder Mensch besitzt seine eigenen Ängste und Freuden. Geprägt werden diese durch die Familie oder die Kultur, in der man aufwächst.
Freude. Wenn Menschen aus Ländern kommen, wo es die Menschenrechte nicht gibt, werden sie sich freuen, dass wir sie anerkannt haben. Die vielen verschiedenen Möglichkeiten zu einer Ausbildung, die Abwesenheit von Krieg und ein stabiles Sozialversicherungssystem sind alles Umstände, worüber sie sich freuen können. Auch die Tatsache, dass man Wasser mit einer guten Qualität aus dem Wasserhahn trinken kann, ist eine große Freude für Menschen, die das normalerweise nicht so kennen. Wir haben so viele Freiheiten, diese sind uns leider nicht immer so bewusst.
Wenn wir in ein Land kämen, wo Mord und Totschlag an der Tagesordnung sind, würden wir auch Angst haben. Menschen in diesen Ländern sind das gewohnt und für sie ist das nichts Neues mehr. Wenn sie in unsere zivilisierte Welt kommen, sind sie voller Freude, wie ruhig und friedlich alles ist. Aber so muss es nicht sein. Sie könnten auch Angst vor unserer Kultur haben oder von unserer Lebensweise geschockt sein. Für viele wird die Religion die größte Veränderung sein. Beispielsweise werden manche, wenn jemand von einem islamisch geprägten Land zu uns kommt, feststellen, dass nicht mehr viele Frauen ein Kopftuch tragen. Es gibt trotz Religionsfreiheit keine großen und prächtigen Moscheen/Synagogen usw. Sie können nicht mehr so wie in ihrem Heimatland beten. Es ist schwierig für sie, in eine neue Welt einzutauchen und sie zu akzeptieren und lieben zu lernen. In dem Buch „Dazwischen: Ich“ von Julya Rabinowich kann man sich gut in die Situation einer Jugendlichen, die geflüchtet ist, hineinversetzen.
Viele Menschen besitzen nichts. Sie müssen mit wenigen Lebensmitteln auskommen und können sich auch keine Schulbildung leisten. Sie sind dennoch glücklich und lieben ihr Leben. (Natürlich nicht alle.) Für sie ist das ihr Alltag. Auch wenn es schwer für sie sein mag, können sie es akzeptieren und finden in jeder Kleinigkeit etwas Gutes, worüber sie sich freuen können. Jeder Mensch hat andere Probleme und Dinge, auf die er verzichten muss. Es ist von Mensch zu Mensch und von Land zu Land unterschiedlich. Es gibt einen Film, der viel Einblick in die Welt gibt, die man sonst nicht sieht. Sein Name ist „Weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“.
Fremdes macht einem in manchen Situationen Angst. Fremdes kann einen aber auch erfreuen. Fremdes bleibt aber auch nicht immer fremd, sondern wird zu einem Teil seines eigenen Lebens.
„Fremdes ist nur so lange fremd, bis man einen Schritt darauf zugeht und sich der Blickwinkel ändert.“ – „Weit.“
Dieses Zitat bringt es ziemlich genau auf den Punkt. Man muss sich für neue Dinge öffnen und sich darauf einlassen, damit man überhaupt wieder glücklich sein kann.
Fotos: Benjamin Hundsbichler
Madeleine Sophie Rößler - 18.03.2020 @ 17:07
Hallo Madeleine! Ich habe deinen Artikel mit großem Interesse gelesen und möchte sagen, dass ich deinem Standpunkt voll und ganz zustimme. Du hast perfekt beschrieben, was Angst und Freude in einem fernen Land bedeutet. Du hast Recht, dass jeder diese Gefühle anders definiert - zum Beispiel Erziehung, Heimat und so weiter. Was für uns normal ist, kann den Menschen aus anderen Weltteilen Angst machen. Du hast sicherlich das Buch "Harry Potter" gelesen. Es spricht über die Welt der Magie. Das Buch beschreibt die Menschen, die diese Welt nicht kennen, die Angst vor Zauberern haben und diese als gefährlich betrachten, obwohl sie nichts über diese wissen. Es zeigt, dass wir Angst vor dem Unbekannten haben. Manchmal muss man jedoch die Angst überwinden, und vielleicht kann man damit neue, wundervolle Dinge entdecken und unseren Horizont erweitern. Das Zitat, das du in deinem Artikel benutzt hast: „Fremdes ist nur so lange fremd, bis man einen Schritt darauf zugeht und sich der Blickwinkel ändert.“ ist ganz klug, wunderbar und sollte vielleicht als das Motto eines jeden von uns werden!
Sabina Motyka - 31.03.2020 @ 18:34
Hey Madeleine, mir gefällt dein Artikel sehr. Mal davon abgesehen, dass das Thema extrem wichtig und heute in der Zeit der Globalisierung aktueller denn je ist, finde ich deine Meinung sehr fortschrittlich, da bei Weitem nicht alle so denken. Viele sehen Flüchtlinge oder Migranten nur als störende Objekte und vergessen dabei, dass es sich um menschliche Wesen handelt, die genauso Gefühle (Freude/Angst) haben, wie jeder andere auch, die sich an die neuen Bedingungen und Freiheiten des Landes gewöhnen müssen und nicht unbedingt wissen, was die Zukunft bringt.
Einen Punkt finde ich besonders wichtig und den hast du auch sehr gut erklärt: Den Unterschied zwischen den Leuten, die alles haben und es nicht wertschätzen, und denen, die immer schon mit wenig auskommen mussten und beeindruckt von dem sind, was für andere Alltag ist. Wir sind teilweise so verwöhnt, dass wir vergessen, wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir leben, wo wir leben. Dein Artikel ist eine gute Erinnerung an das, was uns allen eigentlich klar sein sollte!
Carolin Feindt - 16.09.2020 @ 16:44