„Er wiederholte Kiplings Worte: ‘Ost ist Ost, und West ist West‘. ... Hier ist es anders, die Vergangenheit ist ebenso lebendig wie die Gegenwart“
(„Schah-in-Schah“, R. Kapuściński)
Wodurch unterscheidet sich das Leben in fernen Ländern von unserer europäischen Realität? Ist es leicht, fremde Wirkungsmechanismen und soziale Reaktionen zu verstehen?
Maria Fellner - 03.01.2020 @ 20:28
Haben wir Wurzeln anstelle von Füßen?
by Marianna Gawron, VIII LO Karków/Poland
Manche Menschen essen jeden Tag nur Fastfood und haben keine Zeit, innezuhalten, andere müssen täglich eine Strecke von 5 Kilometern zurücklegen, um Trinkwasser von dem nächsten Brunnen zu kriegen. Es gibt Leute, die trotz der Hitze im Schweiße ihres Angesichts arbeiten, um ihre Großfamilie zu unterstützen, andere mögen lieber alleine, ohne eine Familie zu gründen, leben. Die Welt ist eine unheimliche Mischung von in jeder Hinsicht verschiedenen Kulturen.
Photo by Maria Galos
Wenn man historische, sprachliche und vor allem territoriale Verbindungen in Betracht zieht, die schon seit Langem europäische Länder verbunden haben, kann man sagen, dass sie eine gemeinsame, einzigartige, sogenannte europäische Kultur gebildet haben. Die Eigenschaften der europäischen Zivilisation verdanken wir in hohem Maße der griechischen, römischen und christlichen Zivilisation. Durch diese kulturelle literarische und philosophische Einigkeit können wir einen kulturellen Schock erleben, wenn wir außerhalb unseres Kontinents verreisen. Nicht jeder in Afrika hat Zugang zu Elektrizität und nicht jeder in Asien bekommt eine Bildungsmöglichkeit. Jeder Mensch kämpft gegen seine eigenen Probleme, jeder Mensch kommt mit ihnen auf eine andere Weise zurecht.
Es ist nicht möglich, dass unveränderte westliche Systeme sich des Ostens annehmen. Über so eine Situation hat Ryszard Kapuściński in seiner Reportage „Szachinszach” geschrieben: „Der Osten ist der Osten und der Westen – der Westen – und diese zwei Welten werden sich niemals treffen. Sie werden sich weder treffen noch verstehen. Asien wird jede Verpflanzung aus Europa wie einen Fremdkörper ablehnen. Die Europäer können empört sein, aber es wird nicht viel ändern.” Szachinszach versuchte seine asiatische Welt nach dem europäischen Muster zu modernisieren, aber er konnte nicht wie ein Europäer denken und sein Plan hatte keinen Erfolg.
Für einen durchschnittlichen Europäer, der sich nicht für Kulturwissenschaft interessiert, ist es schwierig, andere Kulturen vollkommen zu verstehen. Traditionen, Sitten oder Religionen haben die Geschichte der Länder so stark beeinflusst, dass sie einen Wandel der Moral, der Sitten und sogar der Mentalität verursacht haben. Man muss sich dabei daran erinnern, dass dieser Prozess Jahrhunderte gedauert hat.
Lohnt es sich aber andere Kulturen kennenzulernen? Hat das Reisen überhaupt Sinn, wenn wir niemals alle Geheimnisse dieser Welt erkunden? Wie einmal der Heilige Augustinus gesagt hat: „Die Welt ist ein Buch und die, die nicht reisen, lesen nur die erste Seite.” Daraus folgt, dass Leute, die in ihrem Leben keine Abenteuer oder Touren erleben, niemals das entdecken, was uns die Welt anbietet. Die Weltenbummler sammeln wiederum viele neue Erfahrungen und andere Nutzen.
Würde Alice die Welt voller Magie entdecken, wenn sie keinen Mut hätte, in das Kaninchenloch hineinzuschauen? Würden die Pevensie Geschwister das wunderschöne Königreich von Narnia retten, wenn sie nicht dank ihrer Neugier durch den Schrank gingen? Die Antwort lautet „nein“. Sie hätten diese Welten nicht entdeckt, wenn sie sich nicht entschieden hätten, etwas Neues zu versuchen. Sie haben ihre Komfortzone verlassen und das hat ihr Leben komplett verändert. Sie sind zu Menschen geworden, die von der Welt fasziniert, mutig und vernünftig sind. Dank diesen Erfahrungen haben sie das erreicht, was sie zu Hause niemals erreichen würden.
Die Welt ist voller Unterschiede. Doch aus diesem Grund ist sie so spannend. Reist! Lernt! Hier ist das Rezept für ein ereignisreiches Leben. Meine Betrachtung beende ich mit dem Zitat von einer amerikanischen Schriftstellerin: „Wenn unser Schicksal an demselben Ort zu bleiben gewesen wäre, hätten wir Wurzeln statt Füße gehabt.”
übersetzt von Natalia Demendecka
Marianna Gawron - 04.03.2020 @ 17:22
Liebe Natalia, liebe Marianna,
Mir hat der Artikel unglaublich gut gefallen. Das Thema kommt mir allgemein sehr nahe, da ich als Migrantin weiß, wie es ist, in einem anderen Land aufzuwachsen.
Zudem teilen wir auch die gleiche Meinung, dass wir motiviert sein sollten die Welt in allen ihren Farben zu sehen. Denn ohne kulturelle Diversität wäre die Welt zu grau und traurig. Wir müssen also versuchen, die Kulturen zu erhalten. Dies sollte aber so geschehen, dass wir uns auch ein umfangreiches Wissen über diese Kulturen, Sprachen und Menschen aneignen.
Auch möchte ich euch weiterhin dazu motivieren, diese Nachricht in eine über die Kulturen hinaus vereinte Welt weiterzutragen. Denn nur so können wir der Diskrimination Einhalt gebieten!
Mit freundlichen Grüßen
Catarina
Catarina Becker - 10.03.2020 @ 15:51
Liebe Natalie und Marianna,
Eurer Artikel ist euch sehr gut gelungen und ihr habt das Wichtigste gut auf den Punkt gebracht, vor allem die Verwendung der Zitate war sehr passend. Ich stimme euch voll und ganz zu, dass man die Welt bereisen muss und für neue Kulturen offen sein muss, um die Welt richtig wahrzunehmen. Genau dies ist ja auch einer der Grundsätze unseres Erasmus Programms, man sollte alle anderen Kulturen akzeptieren und interkulturelles Verständnis bzw. interkulturelle Kompetenz schätzen lernen. Ich für meinen Teil freue mich jetzt schon sehr auf den nächsten Austausch und darauf, die ungarische Kultur kennenzulernen, hoffentlich wird das bald möglich sein!
Mit freundlichen Grüßen,
Julian
Julian Stöckl - 28.04.2020 @ 19:24