Eine Welt ohne Werte und Regeln

  • „Es gibt keine Schönheit, wenn es drin das Menschenunrecht (Menschenleid) gibt. Es gibt keine Wahrheit, die dieses Unrecht ignoriert. Es gibt kein Gutes, das es erlaubt.” („Erzählungen” T. Borowski) - Kann man eigene Menschlichkeit verlieren zulassen? Entschuldigt der Überlebenswille eine schlechte Tat?

    Bożena Cudak - 30.09.2018 @ 18:4

    Ich habe die "Erzählungen” von T. Borowski gelesen und in Bezug darauf habe ich versucht, die Fragen "Kann man eigene Menschlichkeit verlieren zulassen? Entschuldigt der Überlebenswille eine schlechte Tat?" zu beantworten

    Um keinen Preis!

    by Gabrysia Siodłak, VIII LO Kraków/Polen

    Junge Generation vom 21. Jahrhundert stellt sich oft die Frage, wie ist das möglich, dass die Leute während des 2. Weltkrieges in der so kurzen Zeit ihre Menschlichkeit verloren haben? Warum wurden die Werte, wie Liebe und Wertschätzung für den anderen Menschen in den Hintergrund geschoben und mit dem Hass ersetzt? Die Erzählungssammlung von Tadeusz Borowski berührt die Probleme des damaligen Alltagslebens, den Einfluss des Krieges auf die Werte des Menschen schildernd. Ununterbrochen erscheint eine Frage, wo die Menschlichkeit ist, wenn die Leute gegeneinander auftreten und wie viel man mit dem Krieg, dem Willen zu überleben, dem Unrechtgefühl oder der Gerechtigkeitssuche rechtfertigen kann?

    Die Erzählungshelden sind differenziert hinsichtlich des Alters, des Geschlechts, des sozialen Status oder des Berufs. Alle verbindet doch der groβe Überlebenswille. Einige schwimmen mit dem Strom, sich mit ihrem Schicksal abfindend. Die anderen betrachten alles passiv aus der Ferne. Die nächsten machen alles, um zu überdauern: kämpfen, stehlen, töten, und ihre Taten entschuldigen mit der Situation, in der sie sich befinden. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass die Umstände oft der Milderungsfaktor sind, geradezu freisprechend. Den Mord, die Gewalt und sogar den Diebstahl, von dem das menschliche Leben abhängt, darf man doch in keinem Fall rechtfertigen. Wohin könnten wir kommen, wenn wir solche Taten akzeptieren und für die dem anderen Menschen angerichteten Schaden nicht bestrafen würden?

    In einer Erzählung beschreibt der Protagonist die Situation im Konzentrationslager Auschwitz. „Es gibt keine Schönheit, wenn es drin das Menschenunrecht gibt. Es gibt keine Wahrheit, die dieses Unrecht ignoriert. Es gibt kein Gutes, das es erlaubt.“ – sagt er verbittert, Tragödie des Krieges betonend. Für diese Leute wurde der Lager zum Alltag, sie kämpften um Leben, liebten und hassten gleichzeitig. Sie wollten diese Welt und den Mitmenschen zu verstehen, suchten nach dem Sinn ihrer Leiden und nach der Freude ihres Lebens. Aber, wo der Mensch leidet, gibt es kein Gutes und noch mehr keine Schönheit.

    Es ist schwer, die anderen zu beurteilen. Die Gleichgültigkeit zum Verschwinden der Grundprinzipien der Menschheit ist keine gute Lösung. Viel schlimmer ist es doch, an diesem Prozess  mitzuwirken und eigenes Leben auf dem Unrecht des anderen Menschen aufzubauen.

    So wie keine Umstände die schlechte Tat entschuldigen, darf man auch um keinen Preis den Verlust der eigenen Menschlichkeit zulassen.  

    Gabrysia Siodłak - 10.11.2018 @ 09:19

    Dein Beitrag ist sehr seriös. Ich sehe dass für dich dieses Thema sehr wichtig ist. Auch für mich der Zweite Weltkrieg ist die schrecklich Lektion wie die Menschlichkeit kann sein. Wie viel können die Leute einander machen. Es ist stimmt dass in keinem Fall die Barbarei darf man doch rechtfertigen. Heute ist 2019 aber wir haben nach wie vor Konzentrationslager in Afrika (zum Beispiel in Somalia und Kambodscha) und in Nordkorea. T. Borowski hat geschrieben dass „Es gibt keine Schönheit, wenn es drin das Menschenrecht gibt.“. Leider haben wir über das vergessen. In die Zeitungen die Wichtigste ist gestrige Fußballspiele. Meiner Meinung nach, das barbarisches Verhalten ist auch heutige zeit Probleme. Wir können nicht über das vergessen.

    Mikołaj Ziębicki - 05.01.2019 @ 22:39

    Auch ich kann erkennen, dass Dir das Thema sehr am Herzen liegt. Menschlichkeit geht in unserer Gesellschaft an vielen Stellen unter und gerät immer mehr in Vergessenheit. Ich bin der Meinung, dass man seine persönliche Menschlichkeit unter keinen Umständen aufgeben sollte. Bezogen auf den zweiten Weltkrieg heißt das konkret, dass es zwar verständlich ist, um das eigene Überleben zu sichern und seine Menschlichkeit über andere Bedürfnisse zu stellen. Jedoch sollte dies nicht als Aufruf zu Hass und Unverständnis anderen Menschen gegenüber verstanden werden. Außerdem sollte man darüber nachdenken, in welchem Verhältnis das eigene Wohl und das Wohl seiner Mitmenschen für jeden persönlich steht. Dementsprechend ist der Überlebenswille allein kein Grund um schlechte Taten zu rechtfertigen, da jeder Mensch für sich persönlich diesen Willen hat und diesen auch vertreten sollte!

    Chiara Bergsiek - 15.01.2019 @ 17:01