Verschiedene Gesichter eines Menschen?

  • „Wenn die Gesichter unterschiedlich sind, je nachdem, ob sie von oben oder von unten beleuchtet werden – was ist also das Gesicht? Was ist irgendetwas?“ („Herr der Fliegen” W. Golding)Ist das Böse in jedem Menschen?

    Bożena Cudak - 30.09.2018 @ 18:49

    Hier kommt die Übersetzung vom Text "Does Evil Exist in Everyone?"

    Existiert das Böse in jedem?

    by Ronja Friedel, Tilde Johansson, Maja Karlsson and Jasmin Patron Veliz, VKS Växjö/Schweden

     

    Werden wir böse geboren oder entwickeln wir später im Leben böse Züge? Das ist eine gute Frage, die wir uns stellen können. Einer denkt vielleicht, dass zum Beispiel ein Psychopath böse auf die Welt kommt, obwohl dies nicht unbedingt wahr ist. Eine andere Person denkt vielleicht, dass die politischen Anführer auf dieser Welt böse sind und nicht die Leute unter uns. Was in dieser Gesellschaft als böse betrachtet wird, wird woanders vielleicht nicht als böse betrachtet. Aber wo verlaufen die Grenzen zwischen Gut und Böse?

    Jeder ist mit der Fähigkeit geboren, Gut und Böse zu sein, es ist natürlich. Aber was wir später im Leben wählen, hängt davon ab, wie wir erzogen worden sind. Zum Beispiel geht viel von der Moral und Ethik, die uns durch die Geschichte gebracht hat, von der Religion aus. Und dann gibt es auch die Gesetze. All dies trägt dazu bei, unsere Moral aufrecht zu erhalten, und hilft uns, “das Richtige zu tun”. Diese Dinge sind nicht leicht zu ändern, da sie in unseren Gesellschaften, Kulturen und Gewissen seit Jahrhunderten aufgebaut wurden.

    Da wir jedoch mit verschiedenen Arten von Menschen aufwachsen, unterschiedlich behandelt werden und verschiedene groβe Persönlichkeiten haben, die uns umgeben, entwickeln wir manchmal mehr böse Merkmale als ”gute”. Was wir damit meinen ist: Wenn du eine harte Kindheit hattest und in einer missbräuchlichen Umgebung aufgewachsen bist, könnte das später im Leben Folgen haben. Weil du in einem jüngeren Alter nicht mit positiven Dingen konfrontiert wurdest, wirst du nicht positiv auf die Menschen in deiner Umgebung reagieren, wenn du älter wirst.

                                                                   translated by Julia Heinrich

    Nina Karlström - 26.11.2018 @ 08:24

    Ja, falsche Erziehung, schlechte Erfahrungen – das kann bei dem Menschen das Böse hervorrufen, das in jedem Menschen so wie das Gute steckt. Wie Waagschale kippt und ob der Mensch das Gute oder das Böse wählt, entscheiden sowohl der Mensch selbst als auch seine Umwelt. Ein Philosophier Sokrates hat gemeint, dass das Böse sich aus dem Unwissen nimmt und man das Verhalten des Menschen verändern kann, indem man ihm den „guten Weg” zeigt. Aber ..., obwohl heutige Menschen Gutes vom Bösen generell unterscheiden können, begehen viele böse Taten. Oft zeigt sich sogar, dass die scheinbar herzlichen und guten Leute sehr schnell der Versuchung nachgehen und zu Verbrechern werden.

    Laut Mikołaj Sęp Szarzyński, polnischem Barockschriftsteller, der viel über menschliche Schwächen geschrieben hat, kämpfen wir ganzes Leben lang mit sich selbst, um richtige Wahl zu treffen und dann diese zu verwirklichen. Ich glaube, dass die menschliche Schwäche im groβen grade bewirkt, wie wir sind: manchmal unsicher, ängstlich, anfällig für Emotionen. Wenn man nicht genug Kraft hat, wählt man einen leichteren, nicht unbedingt einen besseren Weg.

    So war gerade mit Güllenern aus der Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame”. Im ersten Moment waren sie mit dem Vorschlag von Klara Zachanassian, Ill zu töten, entrüstet und haben das einstimmig abgelehnt, aber mit der Zeit verlockte sie das Geld immer mehr. Obwohl sie sich bis jetzt nach den Menschheitsprinzipien richteten und jeder von diesen als ein guter Mensch galt, haben sie den Armutsdruck nicht ertragen und das Böse hat gewonnen. Einerseits ist die menschliche Schwäche die mögliche Erklärung des schlechten Verhaltens. Andererseits ist das keine Entschuldigung.

    Monika Cyganik - 27.11.2018 @ 14:03

    Ich meine auch, dass solches Verhalten von Güllenern von ihrer menschlichen Schwäche kommt. Zuerst reagierten sie mit Empörung und entschlossener Ablehnung. Sie fanden das Angebot von Zachanassian unmoralisch und verdrängtenden Gedanken über den Mord. Es war für sie selbstverständlich, dass die Forderung der alten Dame nichts mit der Gerechtigkeit zu tun hat. Im Laufe der Zeit, als „die Armut zu bitter wurde“, wurde der Traumüber das bessere Leben verlockender. Trotz der Unerbittlichkeit dieser Tat, sahen sie keine andere Möglichkeit ihre Lebesituation zu verbessern. Sie töten Ill, nicht deswegen, dass sie böse waren, aber weil sie sich in der Krisensituation befanden und waren nicht genug stark.

    In unserem Leben sind wir mehrmals in schwierigen Situationen. Oft meinen wir, dass wir uns in einer Zwangslage befinden und die schlechte unmoralische Lösung das Einzige ist. Meiner Meinung nach, sind wir alle schwach, aber jeder soll versuchen, besser zu werden, das Gute herbeirufen und darauf ihre Zukunft zu bauen. „Die Leute sind nicht böse, nur schwach, wie wir alle.“ – diese zeitlosen Worte sollten uns am Alltag begleiten, uns die Hoffnung darauf geben, dass der Mensch von der Natur gut ist, und uns zum besseren Handeln anregen.

    Gabrysia Siodłak - 27.11.2018 @ 14:05

    Es besteht kein Zweifel, dass die Erziehung, unsere gesellschaftliche Umwelt und Erfahrungen unser Verhalten stark beeinflusst und darüber entscheidet, ob wir etwas Gutes oder etwas Böses machen. Dann kommt noch die schwere Lebenssituation, in der menschliche  Schwäche – meiner Meinung nach – mit der Verführung kämpft. So geschieht im Buch "Der Besuch der alten Damen". Die in der groβen Armut lebenden Güllener erlagen der Versuchung, in besseren materiellen Bedingungen zu leben und haben zum Tod von Alfred Ill geführt, den sie für den Täter ihres Unglücks fanden. "Die Versuchung ist zu groß, die Armut ist zu bitter". Viele Leser kritisieren diese für solches egoistische Verhalten. Aber ich verstehe sie Bewohner in gewissen Sinne. Sie wollten nur besser leben und ihren Kindern eine bessere Zukunft sichert. Wer von uns würde einer solchen Verlockung wiederstehen?

    Das geschieht nicht nur in Büchern. Mein Schulfreund war ein kluger und guter Junge. Als sein Vater plötzlich seine Arbeit verlor und das Geld zu Hause fehlte, begann er zu stellen, um der Familie zu helfen. Bald traf er schlechte Menschen und hat sich negativ geändert. Der Diebstahl ist Verbrechen, aber andererseits hat er das für gute Sache getan.

    Ich bestreite nicht, dass die Bewohner von Güllen und mein Kollege schlecht gehandelt haben. Wir wissen doch nicht, was wir in solcher Situation tun würden.

    Sabina Motyka - 27.11.2018 @ 14:08

    Böse werden wir sicher nicht geboren. Das kommt später. Die Umgebung, in der wie leben und die Alltagsereignisse verführen uns auf verschiedene Weisen. Manche sind im Stande, sich dagegen zu wehren, und andere geben der Versuchung nach - so entsteht das Böse. Sind arme Menschen empfindlicher gegenüber solchen Verlockungen? Ich denke, dass der in Armut lebende Mensch viele schlechte Taten vollbringen kann, die er nicht begehen würde, wenn er reich wäre. Er ist einfach so verzweifelt, dass er bereit ist, viel oder sogar alles zu tun, um sein Leben zu verbessern. Die Bewohner von Güllen („Der Besuch der alten Dame“ F. Dürrenmatt) waren in einer Sackgasse, jede Lösung fanden sie nicht gut, aber sie mussten etwas wählen. Und das, was sie endgültig als Gutes gesehen haben, finden die Leser böse. Nur der Lehrer versucht, sich diesem Bösen widersprechen, aber schlieβlich gab er auch auf. Ich kann nicht sagen, was ich an ihrer Stelle tun würde. Sicher würde ich Alfred Ill nicht töten, weil der Mord das schlimmste Verbrechen und das unentschuldbare Böse ist. Wenn es mir nicht gelingen würde, den Mitbürgern zu überzeugen, dass sie so nur die Situation verschlimmern, würde ich wahrscheinlich von der Stadt weggehen, um zu vermeiden, die Verantwortung für diese schlechte Tat zu übernehmen.

    Magdalena Rybarczyk - 27.11.2018 @ 14:09