Im Spannungsfeld gesellschaftlicher Normen

  • In welchen Situationen ist es sinnvoll/notwendig, sich anzupassen oder aufzulehnen?

    „O Romeo, Romeo, warum bist du Romeo? Verleugne um meinetwillen deinen Vater und entsage deinem Namen; oder willst du nicht, so schwöre mir nur deine Liebe, und ich will nicht länger eine Capulet sein. " (William Shakespeare, Romeo und Julia)

     

    Auflehnen oder Einstecken?

    Wie handeln wir unter gesellschaftlichem Druck?

    by Annalena Rieser und Magdalena Dessl, BG-BRG Kufstein/Austria

    In Schule, Beruf und Freizeit werden wir immer wieder mit der Frage „Einstecken oder Auflehnen?“ konfrontiert. Doch nach welchen Prinzipien richten wir uns, wenn es um eine Entscheidung geht? Sind es „Freiheit und Moral“ oder doch „Konsequenzen und Eigennutz“?

    Wir diskutieren oft über die Vergangenheit und wie wir in unterschiedlichsten Situationen besser oder klüger gehandelt hätten. Aber stellen wir uns einmal vor, dass wir als Elternteil mit unseren Kindern Hermann und Annelise im Nazi-Deutschland gelebt hätten. Zwar glauben wir nicht an die allgemeine Ideologie, jedoch unsere Freunde und das restliche Umfeld schon. Würden wir uns nun auflehnen, unseren Standpunkt gegen das Regime äußern und für unseren Glauben kämpfen, riskieren wir das Leben unserer Familie und unser eigenes? Würden wir einfach einstecken, sehen wir teilnahmslos zu wie anderen die grausamsten Dinge angetan werden?

    Ein harmloseres Scenario wird im Buch „Die Welle“ von Morton Rhue geschildert. Ein Lehrer versucht seinen Schülern zu zeigen, dass sie nicht anders als die Deutschen zu Zeiten des dritten Reichs gehandelt hätten. Als das Experiment außer Kontrolle gerät, steht die Schülerin Laurie vor der Frage: „Sollte ich lieber versuchen diese Entwicklung zu stoppen und dafür riskieren, meine Freunde und die Sympathie meines Lehrers zu verlieren, oder meinen Prinzipien treu bleiben?“

    Wie Albert Einstein sagt:“ "Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen."

                                                                                                                                                                 posted 22.03.2019

     

    Ich habe euren Beitrag gelesen und ich muss zugeben, dass er zum Nachdenken anregt. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass die meisten Leute in Angesicht einer großen Gefahr einen leichteren und bequemeren Weg bevorzugen. Sie benehmen sich gewöhnlich wie die meisten. Man darf doch niemanden beurteilen, weil wir wissen nicht, mit welchen Emotionen und Dilemmata es verbunden war, und was wir an seiner Stelle tun würden.

    Ein anderes Buch, in dem eine tragische Wahl dargestellt wird, ist das Werk von Juliusz Słowacki, „Kordian“. Der von der Welt enttäuschte Junge entscheidet sich gegen die Sozialnormen und die Herrschaft zu revoltieren. Er steht vor der Wahl, ob er den Zaren töten und seine Heimat von seiner Herrschaft befreien, oder ob er den Zaren nicht ermorden und ihm erlauben soll, die Leute weiter zu verfolgen und zu terrorisieren. Nicht jeder ist imstande, sich für andere zu opfern.

    Komplizierte Situationen begleiten den Mensch von jeher und das wird so bleiben. Es hängt nur von unserem Mut ab, ob wir uns entscheiden, ein Risiko einzugehen oder wir die Situationen, die unseren Ansichten widersprechen, akzeptieren, wie sie sind, und wie die anderen auf der anderen Seite den weiteren Handlungsablauf erwarten.

    Katarzyna Bebak - 18.05.2019 @ 19:40

     

    Ich denke, die Entwicklung der Menschheit würde schneller vonstattengehen, wenn wir statt über die Vergangenheit zu diskutieren, über die heutigen Probleme sprechen würden, um Krisen zu bewältigen und Lösungen zu finden. Wenn ich mir diese Situation vorstelle, habe ich Zweifel, ob ich für meinen Glauben oder für die Famile kämpfen müsste. Ich denke, das sind die Aufgaben eines Mannes, kämpfen für seinen Glauben und seine Familie schützen. Diese Idee macht mich nicht stolz, aber ich denke, in diesem Fall wäre die sicherste Entscheidung die Flucht, oder einfach der Anschein, dass wir dergleichen Meinung sind. Das ist eine Grundlüge, die beim Überleben hilft. Aber wenn die Anderen erfahren, dass wir sie anlügen, kann unsere Situation schlechter sein, als sie es bei einer Flucht gewesen wäre. Aber natürlich ist es situationabhängig...es gibt Theorien, Gedanken, für die man das Risiko tragen muss.

    Martin Mészáros - 11.06.2019 @ 20:51

    Wir sind der Ansicht, dass, wenn man nicht den Normen der Gesellschaft entspricht, irgendeine Bestrafung als Konsequenz folgen muss, zum Beispiel Ausgrenzung. Deshalb finden wir es falsch zu sagen, dass Menschen, die nicht für ihre Rechte protestieren, einen bequemeren Weg wählen. Denn sie protestieren nicht aus Angst und Unterdrückung. Allerdings kommt es immer auf die Situation an. Trotzdem sind die Menschen, die von Anfang an für ihre Rechte kämpfen, oftmals die Mutigsten, da sie in Kauf nehmen, dass sie aus der Reihe tanzen und mit dem Finger vorwurfsvoll auf sie gezeigt wird. Diesen Menschen folgen in der Regel viele mehr, auch die Ängstlichen, sodass eine Masse von Protestanten entsteht. Ausserdem kommt es immer auf die Persönlichkeit und die Charakterzüge eines Menschen an, ob er von Anfang an protestiert. 

    Tilda Wulff - 04.10.2019 @ 13:50