„Schlimm mir bei den Menschen geht es:
Ich weine, da spotten sie;
Ich rede, keiner versteht es;
Ich sehe, sie sehen nie!“ (Adam Mickiewicz, Romantik)
Inwiefern fühlt sich der Mensch trotz sozialer Kontakte einsam? / Warum zieht man sich aus der Gemeinschaft zurück und sucht die Einsamkeit?
Hermann Hausmann - 20.02.2019 @ 20:50
Die Geheimnisse der Einsamkeit entdeckend
by Amelia Marchewczyk, VIII LO Kraków/Poland
Einsamkeit - dieses scheinbar einfache Wort wird heutzutage recht häufig verwendet. Innerhalb einer Minute sind wir in der Lage, mindestens 5 Freunde oder Helden aus Büchern und Filmen, die als „einsam" bezeichnet werden können, zu nennen. Aber die Menschen verstehen selten, was es wirklich bedeutet. Im Allgemeinen neigen sie dazu, das Alleinleben und nicht von Familie oder Freunden umgeben zu sein, als Einsamkeit zu betrachten. Die Wissenschaftler erklären es jedoch eher als die Unterschiede zwischen dem Leben, das man haben möchte, und dem Leben, das man in Wirklichkeit führt. Für einen Introvertierten wird beispielweise das Alleinleben kein Problem sein, aber für eine Person, die Gesellschaft braucht, ist es ein Problem. Die „einsamste" Generation sind laut Statistik junge Erwachsene, Menschen im Alter von 18-22 Jahren. Und hier entsteht also die unvermeidliche Frage - warum ist es so?
Die Liste der Gründe wäre unendlich, da jeder Mensch die Welt und die Umwelt auf eine andere subjektive Weise wahrnimmt. Es ist jedoch bekannt, dass sich die Welt ständig verändert, und jede dieser Veränderungen beeinflusst das Leben der Menschen. So wird den Menschen heute beispielsweise ein unglaublich breites Spektrum an Spitzentechnologien angeboten, die in Fällen wie Fernbeziehungen hilfreich zu sein scheinen, aber der Kontakt in der realen Welt geht verloren. Dies gilt insbesondere für die oben genannte Gruppe der jungen Erwachsenen, die am häufigsten elektronische Geräte verwenden. Beim Ersetzen der echten Interaktionen durch ein Gespräch auf Facebook oder Skype ist am schlimmsten, dass diese Kommunikationsformen sich kaum voneinander zu unterscheiden scheinen, obwohl sie eigentlich unvergleichbar sind. Einer der Faktoren, die zur Zunahme der Einsamkeit in der Gesellschaft beitragen, ist daher die Entwicklung der Technologie.
Stellen wir uns jedoch die Zeiten vor, in denen es weder Telephon noch Internet gab. Zum Beispiel fühlten sich die Menschen in der Zeit der Romantik, wie wir das aus der Literatur kennen, oft einsam, aber aus ganz anderen Gründen. Die Ballade „Romantik" des polnischen Dichters Adam Mickiewicz ist ein perfektes Beispiel dafür. Sie erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, Karusia, das ihren geliebten Jasieńek vermisst. Es kann ihn sehen, obwohl er kürzlich gestorben ist. Die Menschen um sie herum glauben ihr nicht, sie denken, dass sie den Verstand verloren hat. Deshalb trennt sich das Mädchen von ihnen und träumt vom Treffen mit ihrem Geliebten im Jenseits, weil sie es nicht ertragen kann, ständig verspottet zu werden. Karusia glaubt auch, dass es keine Barriere zwischen der realen und der außerirdischen Welt gibt, was sie noch isolierter von der konservativen Gesellschaft macht. Die Protagonisten dieses Werkes repräsentieren Werte der Aufklärung wie Rationalismus und Intellekt, im Gegensatz zu romantischen Gefühlen und Vorstellungskraft. Mickiewicz definiert seine Position im dargestellten Konflikt zwischen den Weltanschauungen der Aufklärung und der Romantik eindeutig - er setzt sich für Volksweisheit, Spiritualität, Individualismus und Imagination ein. Deshalb haben die Leser Verständnis und Mitleid für Karusia und identifizieren sich mit ihr. Wie „Romantik" zeigt, kann man sich manchmal wegen seiner Überzeugungen und Ansichten, die sich von denen anderer unterscheiden, einsam fühlen, besonders wenn bestimmte Überzeugungen verschiedenen Generationen zugeschrieben werden.
Karusias Geschichte erinnert an eine andere Bücherheldin, die sich von der Gemeinschaft ausgeschlossen fühlte. Sie verursachte jedoch selbst ihre Einsamkeit, indem sie die Isolation von anderen wählte. Carrie aus dem Buch „Carrie Pilby" von Caren Lissner ist zweifellos ein außergewöhnliches Mädchen, das Harvard im Alter von 19 Jahren beendet. Das junge Genie ist jedoch nicht in der Lage, mit sozialen Fragen umzugehen, vor allem, weil sie die meisten Menschen zunächst nicht ausreichend interessant oder klug findet. Im Laufe der Handlung können wir sehen, wie sie Schritt für Schritt die Einsamkeit bekämpft, indem sie versucht zu lernen, in der Gesellschaft zu funktionieren, ohne ihre Individualität zu verlieren. Da Carrie einen sehr wachen Verstand und viele weise Überlegungen hat, empfehle ich, dieses Buch zu lesen.
Wie eingangs erwähnt und an den genannten Beispielen veranschaulicht wurde, können die Gründe für Einsamkeit endlos sein - egal ob sie von uns oder von anderen Umständen abhängen. Wir sollten jedoch daran denken, dass Einsamkeit, wie andere Gefühle auch, ein subjektives Problem ist, das für jeden Einzelnen spezifisch ist.
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http://bc.wbp.lublin.pl/dlibra/docmetadata?id=22736&from=pubstats
Hej!
Einen sehr guten Text hast du da geschrieben.
Ich finde das Thema Einsamkeit ist ein großer und wichtiger Teil unserer heutigen Gesellschaft. Die Menschen vor uns hatten schon mit Einsamkeit zu kämpfen, genau so wie wir heute. Jedoch werden wir von verschiedenen Dingen beeinflusst, was dazu führt, dass man sich einsam fühlt. Wie du auch schon erwähnt hast, ist unsere heutige Spitzentechnologie auch ein Grund, warum wir uns heutzutage einsam fühlen. Gleichzeitig gibt die Technologie uns die Möglichkeit einer neuen Art von Zusammenhalt und ein gewisses Gefühl, dass man dazu gehört und ein Teil von etwas Großem ist. Trotzdem hat die Technologie nicht die gleichen Effekte wie das reale Leben.
Ich bin der Meinung, dass jeder von uns irgendwann mit Einsamkeit konfrontiert wird. Der Mensch will immer zu einer Gruppe dazugehören, ein Teil von etwas sein. Wenn man sich nicht willkommen fühlt und im schlimmsten Fall ausgeschlossen wird, fühlt man sich einsam. Jedoch gibt es viele verschiedene Gründe, warum man sich einsam fühlt, und Einsamkeit bedeutet für jeden von uns etwas anderes und alle empfinden es anders.
P.S. Danke für deine Buchtips. Klingt spannend!
Seraina Sophia Schwyter - 31.05.2019 @ 21:55
Hi Amelia!
Ich kann dir voll und ganz zustimmen. Ich mag es wirklich, wie du geschrieben hast, was du über Einsamkeit denkst.
Heutzutage ist die Einsamkeit genau so schwer wie in früheren Zeiten, trotz der Tatsache, dass in der modernen Gesellschaft verschiedene Kommunikationsmittel vorhanden sind.
In der Geschichte „Winterflame” von Milly Johnson handelt sich auch um eine einsame Frau namens Eve, die wenige Tage vor Weihnachten ihren Soldaten- Bräutigam verloren hat. Drei Jahre später ist diese Frau immer noch traurig. Dieses Buch hat mich sehr berührt, deshalb würde ich gerne die beiden Bücher lesen, die du empfohlen hast, weil sie sehr interessant sein könnten.
Vielen Dank für diesen interessanten und seriösen Artikel!
Fruzsina Leéb - 03.06.2019 @ 19:18
Ein wirklich guter Text!
Ich stimme dir vollkommen zu und hatte viel Spass beim Lesen deines Artikels.
Einsam kann man sich immer fühlen. Wenn ich alleine in meinem Zimmer sitze und das Gefühl habe, dass mich keiner auf dieser Welt verstehen kann. Wenn ich nachts allein durch die Straßen spaziere und mir so klein und unwichtig vorkomme. Oder auch mitten in einer Menschenmenge.
Wenn man sich nicht verstanden fühlt oder aus irgendwelchen Gründen einfach nicht dazugehört. Wenn man nicht man selbst sein kann und sich ständig erklären muss. Dann fühle ich mich einsam.
Manchmal, da macht man sich auch selbst einsam. Wenn man so in Gedanken gefangen ist und einfach Zeit braucht. Dann kann Einsamkeit auch etwas Wichtiges und Schönes sein.
Emily Simmer - 01.07.2019 @ 10:22
Hey Amelia,
wir haben deinen Kommentar wirklich gemocht und denken, du hast das Thema ziemlich gut getroffen. Zum einen denken wir, dass Einsamkeit genauer in gesellschaftlichen Formen definiert werden sollte. Ein Individuum in der Gesellschaft verspürt nur dann Einsamkeit, wenn es auf sich alleine gestellt ist. Während Einsamkeit in kleineren Kreisen viel schlimmere Auswirkungen haben kann.
So kann man sagen, dass Einsamkeit ein gesellschaftliches Problem darstellt und man gemeinsame Maßnahmen dagegen ergreifen muss.
Catarina Becker - 04.10.2019 @ 13:54