Wie können die Erfahrungen eines Menschen seine persönliche Entwicklung positiv oder negativ beeinflussen?
"Es ist wahr, dass diejenigen, die wir treffen, uns verändern können und manchmal so gründlich, dass wir nicht mehr dieselben Menschen sind, auch nicht beim Namen." (Yann Martel, Schiffbruch mit Tiger)
Das wirkliche Lernen des Lebens
by Pola Palonek, VIII LO Kraków/Polen
Man sagt oft, dass „man aus eigenen Fehlern lernt”, und dass „der Mensch das ganze Leben lernt“. Das, was wir erfahren, prägt unseren Charakter und unsere Persönlichkeit. Einige Erfahrungen beeinflussen uns stärker, andere weniger, aber jede ist unbestreitbar wichtig für unsere persönliche Entwicklung.
Manchmal scheint uns das Wissen, das wir erwerben, völlig überflüssig zu sein. Aber wir wissen nie, was in unserem Leben passieren wird. Davon überzeugte sich der der Held des Romans „Schiffbruch mit Tiger“. Seine sorgenfreie unbeschwerte Kindheit verbrachte er in Indien. Seine Eltern besaßen einen Zoo, in dem er viel Zeit verbrachte. Leider hat die Krise die Familie gezwungen, die meisten Tiere zu verkaufen und nach Kanada zu ziehen, um ein besseres Leben zu haben. Während der Reise brach ein Sturm aus. Alle außer Pi starben. Der Junge kämpfte ums Überleben, natürlich sein Wissen aus der Kindheit nutzend. Jeder Tag war eine groβe Herausforderung und eine neue Erfahrung. Hier begann das eigentliche Lernen des Lebens, wodurch der Junge sehr schnell erwachsen wurde. Die Chance, dass wir unerwartet zu Schiffbrüchigen werden, ist natürlich relativ gering. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir kein Wissen erwerben sollten. Jede neue Erfahrung macht uns weiser. Es lohnt sich, neue Dinge auszuprobieren, unsere Vorstellungen über die Welt und eigene Möglichkeiten mit der Realität zu konfrontieren.
Es ist gut zu erkennen, dass sich die Welt um uns herum ständig verändert. Dies sind sowohl langsame Veränderungen, die alle Menschen betreffen, als auch gewaltige Veränderungen, die nur uns selbst betreffen. Unerwartete Unfälle und unvorhergesehene Handlungen können uns zwingen, unsere Einstellung zur Welt zu ändern. Maggie – die Hauptfigur des Buches „Alles, was ich sehe“- verlor unerwartet ihr Augenlicht. Sie musste lernen, „in der Dunkelheit“ zu leben. Sie erfuhr sie die sie umgebende Welt auf eine ganz andere Weise. Dies beeinflusste ihre Persönlichkeit, ihren Charakter und ihre Lebenseinstellung. Sie stellte sich tapfer den Widrigkeiten und lernte, wie man mit einer Behinderung umgeht.
Sowohl Maggie als auch Pi erzielten dank ihrer Beharrlichkeit Erfolge. Sind wir auch so stark, wie wir denken? Wie würden wir uns in Extremsituationen verhalten? Behandeln wir die Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind, als Chance, neue Erfahrungen zu sammeln, oder ziehen wir es vor, aufzugeben? Jeder von uns muss diese Fragen selbst beantworten. Ich hoffe, dass sie nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zur Arbeit an sich selbst motivieren.
Ich ermutige euch, die von mir erwähnten Bücher zu lesen: „Schiffbruch mit Tiger“ (‚Life of Pi‘) von Yann Martel und „Alles, was ich sehe“ (‚Something of mine‘) von Marci Lyn Curtis. Beide sind wirklich lesenswert!
Quelle: www.pixabay.com
übersetzt von Gabrysia Siodłak
Dein Artikel über das Thema hat mir sehr gefallen. Ich bin mit dir einverstanden, dass wir mit jeder neuen Erfahrung ein bisschen dazulernen und wenn wir die Welt aus einer anderen Perspektive sehen, kann sich unsere Mentalität völlig verändern. Leider habe ich „Schiffbruch mit Tiger“ noch nicht gelesen, aber es hat jetzt mein Interesse geweckt.
Die Persönlichkeitsentwicklung durch Lernen aus eigenen Fehlern und Erfahrungen kommt in vielen Büchern vor, der Roman „Coraline“ von Neil Gaiman ist mir sofort eingefallen. Hier handelt es sich um ein kleines Mädchen, das mit seiner Familie in ein altes Haus zieht. Ihre Eltern haben keine Zeit für Coraline, weil sie tagsüber arbeiten und Coraline langweilt sich, deshalb beginnt sie eine Entdeckungsreise durch das Haus. Sie findet eine Tür, die in einen versteckten Teil des Hauses führt. Hier ist beim ersten Blick alles gleich, wie zu Hause, sogar ihre „Andere Mutter“ und ihr „Anderer Vater“ warten auf sie, es gibt aber einen Unterschied: alles ist besser. Ihre „Anderen Eltern“ schicken Coraline nicht weg, sie kümmern sich um sie und spielen mit ihr, es ist also kein Wunder, dass sie immer mehr Zeit mit ihnen verbringt. Der Traum zerfällt aber schnell: einmal, als sie zurückkehrt, erfährt sie, dass ihre richtigen Eltern verschwunden sind und die „Andere Mutter“ schon viele Kinder in ihrer Traumwelt gefangen hat.
Am Ende kann Coraline ihre Eltern und die gefangenen Kinder retten, und nach ihrem erschreckenden Abenteuer sieht sie ihr ruhiges Alltagsleben ganz anders. Nachdem sie erfahren hatte, wie schlecht es wäre, ihre Eltern zu verlieren, konnte sie viel besser bewerten, wie viel sie schon hat.
Kira Sztaskó - 02.06.2019 @ 20:24
Hallo Kira,
uns hat dein Kommentar sehr gefallen und die Geschichte, die du vorgestellt hast, scheint sehr interessant zu sein. Auch in Harry Potter spielen Ereignisse eine wesentliche Rolle in der Weiterentwicklung von Harrys Charakter, so verbessert er seine Fähigkeiten zu zaubern, um mit der Armee von Dumbledore die Zauberwelt vor dem dunklen Lord retten zu können. Mit jeder Person, die Harry neu kennenlernt, verändert sich ein Teil seines Charakters und er ist immer besser in der Lage, bessere Entscheidungen und fairere Urteile zu treffen. Als Harry seinen Patenonkel Sirius Black trifft, ist er immer noch der Meinung, dass er der Mörder seiner Eltern sei und behandelt ihn dementsprechend. Jedoch findet er heraus, dass Black eigentlich ein sehr enger und loyaler Freund seiner Eltern gewesen und sein einzig noch übrig gebliebenes Familienmitglied ist. Nachdem er dies herausfindet, verändert sich seine ganze Sichtweise auf die Zauberwelt und seine Mitmenschen. Auch wächst seine Beziehung zu Sirius zu einer sehr engen Freundschaft.
Auch wir verändern uns mit jeder neuen in unser Leben eintretenden Person. So sollten wir immer in der Lage sein, ein offenes Herz zu haben, um unvoreingenommene Urteile zu treffen, sodass wir das höchste Lernpotenzial erzielen.
Axel Hermansson - 03.10.2019 @ 14:00