Alte Sitten und Bräuche

  • „Denn beim Richter, da wurden die alten Sitten  gewahrt,   

    Und niemals hat er Verstöße gegen die Achtung geduldet,

    Die man dem Alter, dem Geist, dem Stand, der Würde schuldet.

    Denn rechte Sitte, sagt er, erhält Geschlecht und Reich.

    Und wenn sie sinkt, so sinken Geschlecht und Reich zugleich.“

    („Herr Thaddäus oder Der letzte Einritt in Lithauen“ A. Mickiewicz) - Sollten die alten Sitten und Bräuche des eigenen Landes weiter gepflegt werden?

    Barbara Marten - 28.09.2019 @ 10:45

    Meine Gedanken zum Thema „Alte Sitten und Bräuche".

    Damian Stępak - 09.11.2019 @ 10:10

    „Einzigartig“ unter anderen

    by Damian Stępak, VIII LO Kraków/Poland

    Viele junge Leute könnten heute fragen: warum sollten wir die alten Sitten und Bräuche, nach denen sich unsere Vorfahrer richteten und die noch bis jetzt in unserem Land bekannt und verbreitet sind, kennen lernen. Warum sollten wir diese weiter pflegen? Brauchen wir diese wirklich? Sind sie für das Leben notwendig? Könnten wir ohne sie wirklich nicht auskommen? Ich glaube, dass jeder einst darüber nachgedacht hat. Die Tradition kann vielleicht für die Leute, die Kultur nicht kennen, mysteriös und seltsam erscheinen. Wenn die Eltern oder die Großeltern den Kindern und Jugendlichen nicht erklären, wofür die Tradition gebraucht wird, woher können sie das wissen? Die alten Sitten und Bräuche haben Sinn nur, wenn wir diese kennen und richtig verstehen. Natürlich wenn jemand diese für Spaß „fortsetzen“ will, warum nicht? Aber dann ist das nur ein künstliches Spiel, das mit der Tradition nicht zu tun hat.

    Meine Lehrerin von Wissen über Kultur hat einmal gesagt, dass wenn wir die Anfänge unserer Kultur nicht kennen, sind wir wie ein Blatt im Wind. Natürlich können wir selbst bestimmen, ob wir die alten Sitten und Bräuche weiter pflegen oder nicht. Aber wenn „ja“, sollten wir wissen, warum wir das wollen. Auch wenn wir das ablehnen, müssen wir dessen bewusst sein, dass wir von der Kultur, in der wir leben, abschneiden.

    In dem berühmtesten polnischen Nationalepos „Pan Tadeusz (Herr Thaddäus) [...]“ von Adam Mickiewicz finden wir immer noch aktuelle Wahrheit, obwohl es vor fast zweihundert Jahren geschrieben wurde. Der alte Richter hat sich um alte Sitten und Bräuche bewusst gekümmert. „Denn rechte Sitte, sagt er, erhält Geschlecht und Reich. Und wenn sie sinkt, so sinken Geschlecht und Reich zugleich.“ Er hat gewusst, dass sie gut für ihn, seine Familie und Umgebung sind. Sein Benehmen sprach von seinen Manieren und seinem Charakter. Er könnte ein gutes Beispiel für eine respektvolle Person sein. Seit seiner Kindheit wurde ihm beigebracht, wie man die Menschen aufgrund ihres Alters, ihrer Geburt und Würde behandeln sollte. Er wollte, dass sich jeder in seinem Haus frei und heimelig fühlte. Wenn seine Gäste die alten Sitten und Bräuche kannten, konnten sie sich beim ihm wie zu Hause fühlen. Sie hatten auch keine Probleme z.B. sie wussten, wo ihr Platz ist (am Sitzen, beim Spazierengehen), wie sie andere grüßen und wie sie sich beim Tisch verhalten sollten. Es war nicht leicht, alle Höflichkeitsnormen richtig zu beherrschen. Der Richter gestand das selbst und sprach oft darüber.

    Alle diese Faktoren der Tradition machen unsere Kulturen voneinander unterschiedlich. Dank dessen sind sie interessant und es lohnt sich, die kennenzulernen. Unterschiedliche Verhaltensweisen erwecken Neugier und Frage warum sich die anderen so verhalten. Deshalb bereisen viele die Welt und beobachten den Lebensstil in anderen Ländern.

    Zurück zur Frage: Sollten die alten Sitten und Bräuche des eigenen Landes weiter gepflegt werden?

    Auf jeden Fall „ja“ – so meine ich, aber jeder kann eigene Stellung dazu haben. Es ist doch wichtig, die Entscheidung bewusst zu treffen und wissen, warum man die alten Sitten und Bräuche nachahmen und was damit erreichen will. Vergesst bitte dabei nicht, dass unsere Tradition uns „einzigartig“ und „außergewöhnlich“ unter anderen macht. Es wäre langweilig, wenn alle gleich wären. Wir könnten andere Kulturen auf der Welt nicht entdecken. Stimmt ihr mir zu? Was denkt ihr? Teilt eure Gedanken und Meinungen!

    Picture by Dorota Szafraniec: Weihnachtsdekoration in der VIII LO

     

    Lieber Damian!

    Ich kann deinen Gedankengängen nur zustimmen. Es wäre wirklich schade, wenn alte Traditionen, die einzelne Völker voneinander unterscheiden und einzigartig machen, verloren gehen würden. Vielen ist der ursprüngliche Sinn von unseren lokalen Bräuchen schon gar nicht mehr bewusst. Die meisten Leute führen die Traditionen einfach weiter, ohne sie zu hinterfragen. Leider gehen auch immer mehr Bräuche verloren, da sie nicht mehr als aktuell angesehen werden oder an die nächste Generation weitergegeben werden. Dadurch geht wertvolles Kulturgut verloren.

    Leandra Kreisser - 06.01.2020 @ 22:15

    Lieber Damian,

    Ich habe deinen Artikel voller Interesse gelesen.

    Ich denke alte Bräuche machen unsere Kultur aus. Sie erinnern uns an alte Zeiten und Geschehnisse. Oft setzten Bräuche ein Zeichen des Dankes oder Mahnung. Sie sollen uns erinnern, dass unser Land nicht immer so war wie es jetzt ist. Die Menschen in früheren Zeiten mussten oft Kriege und Hunger ertragen. In Folge dessen ist es doch nicht zu viel verlangt unsere Kultur fortzuführen und alte Bräuche zu wahren.

    In einer Zeit der Sozialen Medien entwickeln sich die Nationen alle in eine ähnliche Richtung. Kulturelle Besonderheiten sind ein rares Gut.

    Annalena Sieberer - 07.01.2020 @ 20:25

    Lieber Damian,

    Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Traditionen eine wichtige Bedeutung in unserer Gesellschaft haben. Sie zeichnen uns und unsere Herkunft aus und unterscheiden uns. Ich finde es sehr wichtig, trotz moderner Fortentwicklungen, an alten Bräuchen fest zu halten und diese Generation für Generation weiter zu geben.

    Des Weiteren sind unterschiedliche Kulturen und Bräuche einer der Hauptgründe warum viele Menschen gern verreisen. Man interessiert sich für die Traditionen anderer Länder und nur wenn diese immer weitergegeben werden, können auch Menschen anderer Herkunft davon lernen und profitieren.

    Johanna Holaubek - 07.01.2020 @ 21:35