Unterrichtseinheit 1

  • 9.-10. Jahrgang

    Bulgarien – Globales Thema „Traditionsbewusstsein contra moderne Lebensweise“

    Thematische Einheit: Nationale Kultur und öffentliches Leben  Teileinheit: Volkskunst  

     4 Stunden         

    Thema:  Der Volkstanz – Rückkehr zu den Wurzeln

    Ziel der Stunde: Die Schüler sollen zur Erkenntnis kommen, dass der Volkstanz  nicht nur ein Teil unserer Vergangenheit ist, sondern mmer mehr zu den Faktoren zählt, die eine Nation verbinden und das Gefühl ihrer Zusammengehörigkeit stärken.
     

    Einstieg: Warum ist es so schwierig für die Ausländer, bulgarische/ungarische Volkstänze zu tanzen? Liegt es an dem Schwierigkeitsgrad, liegt es an den unregelmässigen Rhythmen?

    Vorbereitung der Schüler auf den Unterricht: Hausaufgabe: Recherchiert im Internet über die Besonderheit der bulgarischen/ungarischen .... Volksmusik oder besprecht das mit eurem Musiklehrer. Die Schüler stellen ihre Recherchen im Plenum vor.

    Aufgabe 1: Schaut euch einen temperamentvollen Volkstanz im youtube an  und versucht die Tänzer und ihre Kunst mithilfe folgnder Wörter zu beschreiben: Extase, temperamentvoll, Präzision, Perfektion, Schritte, rhythmisch, Rhytmus, Freude, Eleganz, Harmonie, Aufregung, Spass, Herausforderung

    Aufgabe 2: Welche europäischen Volkstänze kennt ihr? Was wird in Spanien, Polen, Ungarn, Italien, Russland getanzt? Ordnet richtig zu: Polka, Tschardasch, Flamenco, Tarantella, Kasatschok.

    Aufgabe 3: Arbeit am Text „Bulgarischer Volkstanz. Wie Münchner bulgarische Tradition tanzen“.

    Fragen an die Schüler: 1. Mir welchen Adjektiven und Substantiven beschreibt die Autorin die Tanzkunst der Laienkünstler? 2. Welche Abschnitte sind ein Beweis dafür, dass der Volkstanz das Gefühl der Zusammengehörigkeit stärkt. 3. Welche Ausdrücke und Wörter zeigen die Emotionen der Tänzer?
     

    Bulgarischer Volkstanz. Wie Münchner bulgarische Tradition tanzen

    Dayana Penkova

     

    Wirbelnde Schritte, harmonisch wiegende Körper, bunte Kleider: Bulgarische Volkstänze muten an wie rhythmischer Zauber. Die AZ hat eine Tanzgruppe besucht

    Montagabend am Mariahilfplatz: Ein paar Dutzend junge Menschen strömen in die Sporthalle der Grundschule. Ich bin fasziniert von der Atmosphäre. In der Luft scheint ein elektrisches Knistern zu liegen, Aufregung, Freude. Der Boden vibriert. Ein pulsierendes, buntes und vitales Gefühl kommt in mir hoch. Strahlende Gesichter mit leuchtenden Augen tanzen zu den unregelmäßig schnellen Rhythmen aus Bulgarien. Kleine, präzise gesetzte Schritte gehen über in fließend große, runde Bewegungen. Der Rhythmus verändert sich.

    Pause. Alle stehen still. Ende? Nein, die Musik geht weiter – stürmisch, temporeich. Die Figuren aus neben einander tanzenden Paaren verwandeln sich wild und immerfort. Was für eine Leidenschaft! Und der Funken springt über. Den Drang, die Lust, zu tanzen, spürt jeder gleich beim ersten Kontakt mit Musik und Tanz.

    „Willkommen zum Training“, begrüßt mich der Leiter von der Folkloretanzgruppe „Lazarka“ mit einem einladenden Lächeln. Der Verein wurde vor 23 Jahren, im Jahr 1991, von begeisterten Münchnern gegründet. Das damals zufällige „erste Treffen“ mit der bulgarischen Kultur während eines Workshops zum Thema „Internationale Folklore“ führte zu der Idee, eine neue Tanzgruppe im Herzen Münchens ins Leben zu rufen. Heute tanzt „Lazarka“ europaweit auf Bühnen.

    Julia und Thomas gehören dazu. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich die gebürtige Münchnerin. „Ich war zum ersten Mal 1976 in Bulgarien. Mein Seminar fand in Burgas, am Schwarzen Meer, statt. Alles war anders - wie ein Märchen. Im Land der alten Thraker zu sein und diese neue Kultur kennen lernen zu dürfen, hatte etwas Magisches.“ Seitdem kann Julia nicht aufhören. Nicht mal mit ihren 60 Jahren. „Ich tanze, so lange ich kann! Und zwar auf der Bühne. Ich bin süchtig nach diesem Tanzfieber.“

    Thomas lacht und nickt immer wieder zustimmend. „Da! Da!“ bestätigt er auf Bulgarisch. Seine Begeisterung für den bulgarischen Tanz hat Thomas entdeckt, nachdem er seine Freundin Maria kennen lernte. Maria kam aus Bulgarien, um in München zu studieren. Jahre lang war sie Tänzerin in einer Hobby-Tanzgruppe zu Hause. „Sie wollte unbedingt weiter tanzen. Dann hat sie „Lazarka“ gefunden. Auch mich hat sie überzeugt, mitzumachen.“

    Thomas ist weiterhin Fan des bayerischen Schuhlplatteln, ist aber auch vom bulgarischen Tanz fasziniert. „Dieser Tanz hat etwas Besonderes. Der unregelmäßige Rhythmus, die Vielfalt der Schrittkombinationen und Figuren, diese Kunstwerke von bunten Trachten. Jedes Mal muss ich staunen, wie wunderschön sie sind. Man muss das gesehen haben. Und das Gefühl, wenn wir die Trachten anziehen – meistens für Auftritte – ist einfach einzigartig“, erzählt Thomas begeistert.

    Die speziellen Kostüme werden in Bulgarien von Hand genäht. Eine bunte Mischung aus verschiedenen Farben und Stoffen - grün wie die Berge, blau wie das Meer. Gold und Rot erinnern an das große Zeitalter der Urbulgaren. Die beiden Tänzer mögen nicht nur den Tanz, die Präsenz auf der Bühne und die tolle Atmosphäre beim Training. Vielmehr schätzen sie auch das Essen und die Sprache. Thomas lernt Bulgarisch seit Jahren. Leicht sei es nicht, er will aber nicht aufgeben.

    Für Julia kam dieser Prozess ganz natürlich im Laufe der Jahre zustande. „Was ich wirklich an den Bulgaren liebe, ist ihre Gastfreundschaft. So herzliche, offene und freundliche Leute trifft man selten“, sagt Julia. Thomas fügt hinzu: „ Das stimmt. Es liegt an ihrer Mentalität. Bei ihnen fühlt man sich immer wie zuhause!“ Die Kochkünste der Bulgaren sind ebenfalls hoch geschätzt. Ob Musaka, Gjuvetsch, Banitza, Schopska Salat oder natürlich der beliebte bulgarische Schnaps, genannt Rakia, alles schmeckt hervorragend. Seit einigen Jahren haben zwei bulgarische Restaurants in München geöffnet. Das freut unsere Tänzer. So können sie die Delikatessen Bulgariens auch hier genießen.

    Die Zeit läuft. Die anderen warten auf sie für den nächsten Tanz. Letzte Frage: „Warum? Warum eigentlich bulgarische Volkstänze?“ Die beide lachen. „Siehst Du es nicht? Spürst Du es nicht?“, fragt mich Thomas. „Wegen der Herausforderung. Jeder Schritt und Tanz an sich ist etwas Neues und es fordert uns, weiter zu machen. Weil es uns Spaß macht“.

    Ganz zum Schluss sagt Julia kurz: „Es ist dieses Gefühl, Teil des Ganzen zu sein. Es ist einfach unbeschreiblich.“ Mit einem herzhaften Lachen verabschieden die beiden sich. Die Musik erfüllt den Raum.

    Die Trainings finden montags von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr in der Sporthalle der Grundschule am Mariahilfplatz statt. (Adresse: Mariahilfplatz 18, 81541 München). Weitere Informationen gibt es auf der Webseite der Tanzgruppe “Lazarka” e.V. www.lazarka.de.