die Geschichte von Paolo und Francesca

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    Die Geschichte von Paolo und Francesca

     

    Italiens berühmtestes Liebespaar des 13. Jahr­hun­derts waren Francesca da Rimini, geborene da Polenta, und Paolo Malatesta. Die Ge­schich­te ihrer tra­gischen Liebe ist histo­ri­sche Wirk­lich­keit und wurde im 19. Jahr­hun­dert in zahl­reichen Dramen, Gedichten, Erzählungen, Opern und auf Ge­mäl­den dar­ge­stellt.


    Berühmt wurde das Liebespaar durch den großen italienischen Dichter Dante Alighieri (1265–1321). Er ließ Francesca da Rimini und Paolo Ma­la­testa in sei­ner „Divina Commedia“ (Göttliche Ko­mö­die) im Inferno V (Fünften Höllen­ge­sang) büßen.

    In diesem Werk betritt Dante, vom Dichter Vergil geleitet, die Hölle und sieht dort die Schatten von Francesca und Paolo. Dante erkundigt sich danach, wie beide dort hin­gekommen sind, und erhält die Antwort, es gebe keinen grö­ße­ren Schmerz, als im Unglück an einstiges Glück denken zu müssen. Danach erfährt Dante, was einst zwi­schen Francesca und Paolo ge­sche­hen war: Fran­ces­ca da Po­len­ta kam als Tochter des Stadt­herrn von Ravenna, Guido da Polenta, zur Welt.

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    Um 1275 vermählte man sie aus Staatsraison mit dem lahmen und hässlichen Gianciotto Malatesta (gest. 1304), Sohn von Malatesta da Ver­rucchio, Herr­scher von Rimini. Zu jener Zeit war Gianciotto Stadtvogt von Pesaro. Francesca hatte geglaubt, der um sie werbende schöne Paolo werde ihr Gatte. Obwohl Gianciotto ahnte, dass seine Frau immer noch Paolo liebte, vertraute er sie ihm an, bevor er wegritt. Paolo las Francesca aus der Lie­bes­ge­schich­te Ginevras und Lanzelots vor. Durch den Ro­man wur­de er er­mu­tigt, Francesca seine Gefühle zu zeigen. Francesca konnte ihm nicht widerstehen. Beide küss­ten sich und versprachen einander ewige Treue. Doch das sich ent­spinnende Liebesverhältnis zwischen Francesca und Paolo wurde verraten, Gianciotto überraschte das Liebespaar (1284) und erstach beide voller Ei­fer­sucht und Zorn.



    Hölle (5. Gesang)

    Ich sprach: Gern, Dichter, möcht' ein Wort ich sagen

    Zu jenen Zwein, die dort zusammen gehen

    Und scheinen leicht vom Winde fortgetragen.

    Und er: 'Bei jener Liebe mußt du flehen,

    Die her sie treibt, sobald sie näher kommen,

    Und du wirst sehn, sie werden Rede stehen.'

    Als sie im Wind den Flug zu uns genommen,

    Begann ich: Schmerzgequälte Geister, weilet

    Und sprecht zu mir, wenn euch dies unbenommen.

    Gleich wie ein Taubenpaar die Lüfte theilet,

    Das sehnsuchtsvoll mit offnen, sichern Schwingen

    Zum süßen Rest, vom Wunsch getragen, eilet:

    So sah ich Dido's Schar sie sich entringen

    Und durch die böse Luft, machtvoll gezogen

    Vom liebevollen Rufe, zu uns dringen.

    'O Wesen du, das Güt' und Huld bewogen,

    Uns aufzusuchen in dem Dunstesmeere,

    Uns, deren Blut der Erdgrund aufgesogen,

     

    Wenn uns geneigt des Weltalls Herrscher wäre,

    Für dich um Frieden würden wir ihn flehen,

    Weil dich erbarmet unsres Leides Schwere.

    Läßt du zu Red' und Hören Neigung sehen,

    So reden wir, so leihn wir euch die Ohren,

    So lang wie jetzt uns schweigt des Sturmes Wehen.

    Es liegt die Stadt, in der ich ward geboren,

    Am Meeresstrand, wo der Po den Lauf hin lenket,

    Bald mit dem Flußgefolg im Meer verloren.

    Liebe, die rasch in edles Herz sich senket,

    Hielt Diesen hier durch meine Schönheit fest,

    Die mir geraubt ward, so daß noch mich's kränket.

    Liebe, die Keinem Gegenlieb' erläßt,

    Ergriff für ihn auch mich mit solcher Macht,

    Daß, wie du siehst, sie noch nicht von mir läßt.

    Lieb' hat uns Beiden Einen Tod gebracht:

    Kaïna harret deß, der uns erschlagen.'

    Dies Wort ward uns von ihnen kund gemacht.

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    Gemälde von Ary Scheffer : Paolo und Francesca in Dantes Hölle

    Als ich vernommen der Unseligen Klagen,

    Neigt' ich mein Haupt, ohn' es emporzuwenden,

    Bis ich Virgil: 'Was sinnst du?' hörte fragen.

    Antwortend sprach ich: Wehe den Elenden!

    Welch süßes Sinnen, welches glühnde Sehnen

    Ließ diese Beiden also schmerzlich ernden?

    Und wieder wandt' ich dann mein Wort zu Jenen.

    Francesca, so begann ich nun, dein Leid

    Weckt Trauer mir und frommen Mitleids Thränen.

    Doch sage mir: in süßer Seufzer Zeit

    Wodurch und wie verrieth die Lieb' euch Beiden

    Der zweifelbangen Wünsche Heimlichkeit?

    Und sie zu mir: 'Wer kennt ein größer Leiden,

    Als wer im Elend schönrer Zeit gedenkt?

    Dein Lehrer weiß es und er kanns entscheiden.

     

    Doch willst du wissen, wie sichs so gelenkt

    Von unsrer Liebe Wurzel und Beginne,

    Thu ich wie der, deß Wort die Thrän' ertränkt.

    Wir lasen einst zur Kurzweil, wie die Minne

    Den Lanzelot bestrickt in ihren Banden;

    Wir waren einsam, sonder Arg im Sinne.

    Bei diesem Lesen oft einander fanden

    Die Augen sich, entfärbten sich die Wangen;

    Doch eines wars, wo wir nicht widerstanden:

    Die Stelle, wo dem liebenden Verlangen

    Ersehnten Kusses lächelnd ward Gewähr.

    Da küßt', an dem ich ewig werde hangen,

    Da küßte bebend meinen Mund auch Er.

    Verführer war das Buch und ders verfaßte -

    An jenem Tage lasen wir nicht mehr.'

    So sprach der eine Geist: den andern faßte

    So heftig Weinen, daß mir schwand der Sinn

    Vor Mitleid und ich wie im Tod erblaßte,

    Und wie ein Leichnam fällt, so fiel ich hin.

     Credits:    https://www.mein-italien.info/literatur/paolo-francesca.htm